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Entstehung

DIE ENTSTEHUNG UND ERSTE AKTIVITÄTEN DER GUSTAV MAHLER VEREINIGUNG HAMBURG

von Georg Borchardt

Als Mahler mit seiner Musik in den sechziger Jahren durchgesetzt wurde, wuchs auch das biographische Interesse an ihm. So erschien seine Hamburger Zeit in der auf englisch verfaßten Biographie von Henri-Louis De La Grange ausführlich dargestellt, doch in der Hansestadt, die sich dem Englischen so nahe fühlt, blieb das folgenlos. Man entdeckte Mahlers Symphonien, aber niemand schien sich dafür zu interessieren, was sein Wirken in den Jahren 1891 bis 1897 für diese Stadt bedeutete. Die Ehrung, die ihm dafür hätte zukommen sollen, daß er die Hamburger Oper als Dirigent zur angesehensten in Deutschland gemacht hatte, blieb aus. Daran änderte auch das Opernjubiläum im Jahre 1975 (300 Jahre Oper in Hamburg) nichts, und das war so viele Jahre nach der im Dritten Reich erzwungenen antisemitischen Mahler-Verdrängung je länger je mehr ein unwürdiger Zustand. Das absurde Mißverständnis zwischen Mahlers Bedeutung für Hamburg und der mangelnden offiziellen Anerkennung seiner Verdienste blieb in der Hansestadt weitere acht Jahre bestehen.

75 Jahre nach Mahlers Tod zeigte die Hamburger Zentralbibliothek eine Ausstellung zum Thema Gustav Mahler in Hamburg, die von der damaligen Leiterin der Musikabteilung, Elisabeth Diederichs, und ihren Mitarbeitern erstellt worden war. Aus diesem Anlaß schrieb ich einen Artikel mit der Überschrift Wann endlich ehrt Hamburg Gustav Mahler, der am 27. Mai 1986 in der Hamburg-Ausgabe der Zeitung DIE WELT erschien. Darin bezeichnete ich die kleine Ausstellung „als ersten Schritt, um jahrzehntelange hamburgische Mahler-Versäumnisse nachzuholen. Daß Hamburg eine Mahler-Stadt sein könnte, davon haben die Hanseaten noch keinen Begriff ... Jede andere Stadt würde uns um dieses Kapitel Kulturgeschichte beneiden und sich entsprechend verhalten; hier hat man im allgemeinen noch nicht einmal Notiz davon genommen, daß es überhaupt existiert. Hammonia hat zwei ihrer großen Lieblinge, Johannes Brahms und Heinrich Heine, endlich auf öffentlichen Plätzen an ihre breite Brust gedrückt. Den `Bruder in Apoll´ Gustav Mahler hat man ihr bisher schmählich vorenthalten.”

Allmählich wurde mir klar, daß eine Bürgerinitiative vonnöten sein würde, um dem Thema „Mahler und Hamburg“ nachdrücklich Resonanz zu verschaffen. In der Hoffnung, daß viele Musikfreunde darin mit mir übereinstimmen würden, begann ich nach möglichen Verbündeten Ausschau zu halten. Zunächst gewann ich den an der Universität Hamburg lehrenden, namhaften Mahler-Forscher Constantin Floros und Elisabeth Diederichs 1987 für meine Idee, bald auch Lisa Sutor und ihren Cousin, den Bankier Werner Sutor; sodann den Juristen Justus R. G. Warburg und Dorrit Kuhn. Wir sieben gründeten die „Gustav Mahler Vereinigung Hamburg e. V.“ und bildeten dann auch den Vorstand, mit Professor Dr. Floros als Präsidenten, Dr. Warburg als Vizepräsidenten, Werner Sutor als Schatzmeister und mir als Generalsekretär. Das Gründungsdatum ist der 21. April 1988.

Zu meiner großen Freude sagte der seinerzeit prominenteste Mahlerianer, Leonard Bernstein, in einem Gespräch mit mir zu, als Ehrenpräsident der jungen Vereinigung zu fungieren: „That‘s the least I can do for you, my dear.“ (Das ist doch das wenigste, was ich für Sie tun kann, mein Lieber.)

Die entscheidende Starthilfe gab Lisa Sutor; sie finanzierte die Drucklegung der von mir verfaßten „Zielsetzung“ (Auflage 10.000) und der von Dr. Warburg konzipierten Satzung; die rote Rose wurde unser Symbol in der Anspielung auf den Beginn des Alt-Solos in der Zweiten „hamburgischen“ Symphonie (Auferstehungssymphonie) von Mahler. In ihrem Hause empfingen wir den Komponisten Berthold Goldschmidt und später auch den Komponisten Alfred Schnittke als Gäste der Vereinigung.

In der Hamburger Musikhalle stellte sich die Mahler-Vereinigung zum ersten Mal beim NDR-Sinfoniekonzert am 12. und 13. Februar 1989 vor. Dieses Konzert fand „in Verbindung mit der Gustav Mahler Vereinigung Hamburg“ statt; Hiroshi Wakasugi dirigierte Mahlers Vierte Symphonie, und Edith Mathis sang das Sopran-Solo. Spontan der Vereinigung beitretende Hörer sagten in der Konzertpause: „Warum gibt es sie erst jetzt?“ Die Mitgliederzahl stieg rasch auf über 100. Die Form  der Präsentation mit dem „Info-Tisch“, der Verteilung der Zielsetzung und der Rose auf dem Tisch  bestimmte von nun an die Öffentlichkeitsarbeit der Vereinigung bei Mahler-Konzerten in der  Musikhalle und anderswo, besonders auch beim Schleswig-Holstein Musikfestival.

Am 30. April 1989 lud Lisa Sutor zu einer Soirée in den Hamburger Überseeclub ein.  Kammersängerin Judith Beckmann sang, von Irving Beckmann begleitet, Lieder von Mahler und  Strauss; Professor Floros sprach über „Gustav Mahler heute“. Dieser Abend galt als „Einstand“ der  Vereinigung in der Hansestadt. Die Resonanz in der Presse und im Rundfunk war günstig. Der  Versuch, ein Symphoniekonzert mit den Hamburger Symphonikern in der Musikhalle zu  veranstalten, schlug allerdings fehl. Das für den 12. Mai geplante Konzert mit Mahlers Dritter  Symphonie (Dirigent Carlos Kalmar) mußte wegen des allzu geringen Kartenvorverkaufs abgesagt  werden. In Zusammenarbeit mit der Musikhochschule Hamburg und ihrem Präsidenten Hermann  Rauhe gab die Vereinigung am 11. Juli im Forum der Hochschule einen Mahler gewidmeten  Konzert- und Vortragsabend, der von der Franz Wirth Gedächtnisstiftung unterstützt wurde, mit  Ruth-Maria Nicolay (Alt), Gernot Kahl (Klavier), Professor Floros als Redner und mir als Moderator.

Die Zusammenarbeit mit dem GMD Gerd Albrecht und dem Opernintendanten Peter Ruzicka  begann anläßlich des Mahler-Festes plus Mahler-Kongreß, das vom 3. bis zum 18. September  1989 in Hamburg stattfand. Wir waren daran mit der Organisation der Mahler-Ausstellung in der  Musikhalle beteiligt, die in Form von Fototafeln aus Wien zu uns gelangt war; außerdem steuerten  wir zum Mahler-Fest eine 30-seitige Broschüre Gustav Mahler und das Poster mit dem von uns  gewählten Bildnis bei, das Mahler im Alter von Anfang Dreißig in Hamburg anfertigen ließ. Zum  Abschluß des Kongresses veranstaltete unser Vorstandsmitglied Helga Meier-Windhorst im  „Kutscherhaus“, wo sie der Vereinigung ein Domizil eingeräumt hatte, einen Empfang, zu dem  sämtliche Kongreß-Referenten eingeladen waren.

Bürgermeister Ingo von Münch schrieb in einem Brief vom 3. Oktober 1989: „Den großen Erfolg des  Gustav Mahler Festes möchte ich zum Anlaß nehmen, der Gustav Mahler Vereinigung für die  wertvollen Beiträge zu danken, mit denen die Vereinigung diesem internationalen Orchesterfestival  eine musikwissenschaftliche und eine zeitgeschichtliche Dimension hinzugefügt hat. Gerade diese  geistigen Dimensionen setzen uns ein Stück vom häufig sehr äußerlichen Festivalgetriebe ab ... „

An die Mitgliederversammlung am 16. November 1990 schloß sich eine Gedenkfeier in memoriam  Leonard Bernstein an, der am 14. Oktober verstorben war, mit Ausschnitten aus seiner Serenade  und dem Abschied aus Mahlers Lied von der Erde. Der Versuch, in seinem Geist etwas für das  Verständnis Gustav Mahlers zu tun, schien nicht erfolglos. Ende 1990 hatte die Vereinigung bereits  267 Mitglieder.

Zur Information der Öffentlichkeit ließ sie Anfang 1991 ein Faltblatt drucken, mit der Überschrift  „Endlich ein Platz für Gustav Mahler in Hamburg!“. Darin hieß es: „Lange hat der bedeutendste  Wahl-Hamburger darauf warten müssen, daß die Hansestadt eine Straße nach ihm benennt. Jetzt  hat Gustav Mahler seinen Platz im Stadtbild gefunden: Fast auf den Tag genau hundert Jahre nach  seinem Amtsantritt als Erster Kapellmeister des damaligen Stadttheaters wird ihm am 30. März  1991 (Ostersonnabend) um 10.30 Uhr an Ort und Stelle ein hübsches Stückchen Fußgängerzone  gewidmet. Hamburgs neuer Gustav-Mahler-Platz befindet sich in der unmittelbaren Nähe seiner  einstigen Wirkungsstätte, der heutigen Staatsoper, und zwar dort, wo die Colonnaden und die  Große Theaterstraße sich kreuzen und die Büschstraße sowie die Fehlandtstraße einmünden.  Damit sind die Staatsoper und das Steinway-Haus Anlieger des Platzes geworden. Hamburgs  Stadtgöttin Hammonia besaß schon längst einen Platz der Republik (in Altona) und auch andere  Plätze wie den Gerhart-Hauptmann-, den Karl-Muck- und den Hans-Albers-Platz. Später wurde es  ihr eng, und um berühmte Hamburger zu ehren, mußte sie sich die Plätze bereits aus den Rippen  schneiden: den Carl-von-Ossietzky-Platz, den Axel-Springer-Platz und nun auch den Gustav- Mahler-Platz. Ihn zu schaffen, hat die 1988 gegründete Gustav Mahler Vereinigung Hamburg  vorgeschlagen. Sie betrachtet die Verwirklichung des Projekts, Gustav Mahler in Hamburg eine  gute Adresse zu geben, als eine geglückte Bürgerinitiative ... Die Hansestadt darf stolz darauf sein,  daß die Oper in Hamburg dank Gustav Mahler eine Glanzzeit hatte und daß einige seiner Werke,  darunter auch die mit der Michaeliskirche auf eigenartige Weise verbundene  Auferstehungssymphonie, in seiner Hamburger Zeit entstanden ... Die von Georg Borchardt  konzipierte, in Zusammenarbeit mit der Dramaturgie der Staatsoper bewerkstelligte Ausstellung  Gustav Mahlers Hamburger Jahre 1891-1897 wird ... im Parkett-Foyer der Oper eröffnet ...“

Am 30. März stimmte ein Philharmoniker, der aus einem Fenster des Opernverwaltungsgebäudes  die Melodie des Posthornsolos der Dritten Symphonie von Mahler blies, die Besucher auf den  Widmungsakt ein, an dem auch Marina Mahler, die Enkelin des Komponisten, teilnahm.  Bürgermeister von Münch hielt eine Ansprache und enthüllte eines der Straßenschilder mit der  Inschrift „Gustav-Mahler-Platz”. Es schloß sich eine Matinée im Opernhaus an, bei der Christa  Ludwig, von Charles Spencer am Flügel begleitet, Wunderhorn-Lieder von Mahler sang. Dann  eröffnete Peter Ruzicka die Ausstellung, und auch ich ergriff das Wort, stellvertretend für den  erkrankten Präsidenten Professor Floros.

Ein sechs Meter breites Transparent, das der Juwelier und Mahlervereinigte Hellmut Wempe  gestiftet hatte, war in jenen Tagen über der großen Theaterstraße zwischen dem Opernhaus und  dem Verwaltungsgebäude aufgespannt und half mit, daran zu erinnern, daß Hamburg eine Mahler- Stadt ist. Zur ständigen Erinnerung ließ die Vereinigung an der Fassade von Mahlers einstigem  Wohnhaus in der Bundesstraße Nummer 10 in Hamburg eine granitene Gedenktafel anbringen.

Am 14. November 1991 war sie zum ersten Mal an einer auswärtigen Veranstaltung beteiligt.  Anläßlich der norddeutschen Erstaufführung von Mahlers Zehnter Symphonie in der Fassung von  Deryck Cooke durch Klauspeter Seibel in Kiel fand im dortigen Sophienhof ein Podiumsgespräch  statt. Die Teilnehmer waren Berthold Goldschmidt, der Cooke beraten und die Erstaufführung der  Konzertfassung dirigiert hatte, Professor Floros, Professor Peter Petersen, Professor Klauspeter  Seibel und ich als Moderator. Wenig später, im Januar 1992, erklang Mahler-Cookes Zehnte in der  Hamburger Musikhalle, gespielt von den Philharmonikern unter Gabriel Chmura; am damit  verbundenen Symposion in der Musikhalle, an dem die Mahlervereinigung beteiligt war, nahmen  Peter Ruzicka, Constantin Floros, Peter Revers und Hans Wollschläger teil.

Die aus 20 Tafeln bestehende Ausstellung Gustav Mahlers Hamburger Jahre 1891-1897 wurde im  Sommer 1992 im Museum „Langes Tannen“ in Uetersen und anschließend beim Schleswig-Holstein  Musikfestival in der Konzertscheune in Salzau gezeigt; im November dann im Kieler Opernhaus im  Zusammenhang mit Seibels Aufführung von Mahlers Siebenter Symphonie.

Eine Besonderheit war der Abend am 19. November 1992 im Hamburger Überseeclub, mit Gerd  Albrecht und Constantin Floros im Kolloquium über Mahler, denn hier arbeitete der Club zum ersten  Mal in seiner Geschichte mit einer anderen Vereinigung zusammen, nämlich der  Mahlervereinigung.

Auf einer Reise nach Tschechien entdeckten zwei der aktivsten „Mahlervereinigten“, Dorrit und  Hans-Heinrich Kuhn, 1993 im Museum von Humpolec, einem Städtchen in der Nähe von Mahlers  Geburtsort Kalischt, die Bronzebüste, die der Prager Bildhauer Milan Knobloch Bildnissen des  jungen Mahler um die Dreißig nachempfunden hat. Im nächsten Jahr kaufte die Vereinigung die  Büste von dem Künstler.

Am 9. September 1993 referierten Professor Eugen Biser (München) und Professor Floros in der  Katholischen Akademie in Hamburg über Mahlers Religiosität. Ihre Vorträge erschienen später als  eine Broschüre der Akademie, mit der Unterstützung der Mahler-Vereinigung, unter dem Titel Über  Gustav Mahler. An dem Podiumsgespräch am 12. Dezember 1993 über Mahlers Lied von der Erde  in der Hamburger Opera stabile, nahmen Gerd Albrecht, Constantin Floros, Peter Ruzicka und ich  teil; Ning Liang (Alt) sang Ausschnitte aus dem Werk, und Rainer Mühlbach begleitete sie am  Flügel.

Der Zufall wollte es, daß Mahlers Hamburger Freund und Mäzen, der Komponist Hermann Behn,  früher als Mahler in der Hamburger Musikhalle bildlich geehrt wurde, und zwar mit einem an der  Wand des zentralen Treppenaufgangs angebrachten Relief-Porträt. Bei der Feier zum 90.  Geburtstag des Stifters Dr. Hans Wilhelm Hertz am 24. März 1994 in der Musikhalle sprach  Bürgermeister Henning Voscherau, und anschließend sprach ich über Mahler und Behn im Namen der Mahlervereinigung.

Am 17. April 1994 wurde die als Leihgabe der Vereinigung im Parkettfoyer der Hamburgischen  Staatsoper installierte Mahlerbüste Milan Knoblochs von dem Künstler in einem Festakt enthüllt. Es  sprachen die Dramaturgin Susanne Stähr, Professor Floros und ich; Urban Malmberg (Bariton)  sang Lieder von Mahler, Marianne Engel (Geige), Sönke Hinrichsen (Bratsche), Markus Tollmann  (Cello) und Rainer Mühlbach (Klavier) spielten sein Klavierquartett.

In einer Veranstaltung des Richard Wagner-Verbandes und der Mahlervereinigung hielt Professor  Floros am 8. Juni 1994 im Hamburger Logenhaus Welckerstraße einen Vortrag über „Tag und  Nacht in Wagners Tristan und Mahlers Siebenter Symphonie“. Am gleichen Ort setzte die  Vereinigung ihre Reihe „Mahler und die Folgen“ mit „Peter Ruzicka und Gustav Mahler“ am 16.  März 1995 fort. Nach einem Referat von Thomas Schäfer befragten Professor Floros und ich den  Komponisten Ruzicka über sein Verhältnis zu Mahlers Musik. Dieser Abend fand in Verbindung mit  dem Musikverlag Sikorski statt.

Die Vortrags- und Diskussionsabende der Vereinigung - immer mit Klangbeispielen - erwiesen sieh  im Hamburger Kulturspektrum als attraktiv und waren gut besucht. Studierende der  Musikhochschule, Michaela Blank (Sopran), Thorsten Scharnke (Tenor), Burkhard Kehring (Klavier)  sowie Thomas Wehling und Tarek Youzbashi als Sprecher führten Georg Borchardts Montage  Verlorene Feldwacht nach Liedern von Mahler und Texten von Karl Kraus (aus Die letzten Tage der  Menschheit) am 20. April 1995 im Kleinen Saal der Musikhalle und am 27. April 1995 im Museum  für Hamburgische Geschichte auf. (Die Uraufführung hatte 1989 beim Mahlerfest in der Opera  Stabile stattgefunden, mit Gabriele Rossmanith, Wolfgang Holzmaier, Carol Tainton, Hermann  Lause und Ulrich Tukur).

Die Vereinigung gab ein neues Faltblatt „Ziele und Aktivitäten“ heraus und ließ Postkarten mit der  Abbildung ihrer Mahler-Büste drucken. In der Reihe „Mahler und die Folgen“ referierte ich am 9.  Mai 1995 in der Musikhalle, in Verbindung mit dem Sikorski Verlag, über „Alfred Schnittke und  Gustav Mahler“. Die Hamburger Kultursenatorin Dr. Christina Weiss schrieb in einem Brief vom 28.  August 1995: „Mit Freude nehme ich zur Kenntnis, daß Ihre Vereinigung ein weiteres Mal das  Gedenken an Gustav Mahler in das Blickfeld des städtischen Musiklebens rücken will. Im Foyer der  Staatsoper erinnert dank Ihrer Bemühungen die gelungene Büste von Milan Knobloch an das  Wirken von Gustav Mahler in Hamburg. Das Schaffen eines Pendants vom gleichen Künstler für  das Foyer der Musikhalle halte ich für eine glückliche Lösung ... Ich danke für diese neue Initiative  der Gustav Mahler Vereinigung und freue mich auf den Tag der Einweihung der Büste ...“

Die bisher größte Veranstaltung der Mahlervereinigung fand in Verbindung mit dem NDR, der  Kaplan Foundation (New York) und dem Amerikanischen Generalkonsulat zu Hamburg am 7.  November 1995 in der Katholischen Akademie statt. Der Mahler-Enthusiast, -Herausgeber und - Dirigent Gilbert Kaplan sprach über „Die Innenwelt der Zweiten Symphonie von Mahler“, und ein  Empfang schloß sich an. Die Vereinigung war als Mitveranstalter an den zwei Konzerten in der  Hamburger Michaeliskirche beteiligt, bei denen die von Kaplan dirigierten NDR-Sinfoniker Mahlers  Zweite Symphonie aufführten. In der Michaeliskirche hatte Mahler während der Trauerfeier für Hans  von Bülow am 29. März 1894 die Inspiration zur Textgestaltung des Finales seiner  Auferstehungssymphonie empfangen.

An der Podiumsdiskussion über „Gustav Mahlers Aktualität“ am 1. Februar 1996 in der Opera  stabile nahmen Constantin Floros, Peter Ruzicka, Klauspeter Seibel und ich teil. Professor Floros  hielt am 16. April im Logenhaus Welckerstraße einen Vortrag über „Alban Berg und Gustav Mahler“.  Das Konzert der Hamburger Symphoniker am 28. April 1996 in der Hamburger Musikhalle fand „mit  Unterstützung der Gustav Mahler Vereinigung“ statt; eine großzügige Spende von Hellmut Wempe  half mit, die Verstärkung der Orchesterkräfte für die von Jac van Steen dirigierte Aufführung der  Siebenten Symphonie Mahlers zu engagieren. Vor dem Konzert gab ich auf Einladung des  Orchesters in der Musikhalle eine Einführung in das Werk.

Außer den erwähnten öffentlichen Veranstaltungen der Mahler-Vereinigung gab es in jedem Jahr  einige interne Informations- und Diskussionsabende oder -Matinéen in der Musikhalle, in der  Evangelischen Akademie, im Plaza Hotel und in der Berenberg Bank, mit reger Beteiligung der  Mitglieder. Dabei referierten Vereinigungsmitglieder: Prof. Dr. Vladimir Karbusicky (über Mahlers  Freund Josef B. Foerster), Dr. Otto Brüggemann (über Schubert-Mahlers Der Tod und das  Mädchen), Alexander Odefey (Mahlers Rückert-Lieder), Dr. Gerhard Schneider (Mahler-Cookes  Zehnte Symphonie), Jochen Neurath mit den Gästen Kay Ivo Nowáck und Johannes Harneit (die  als Komponistentrio “Neunoneit“ auch zusammenarbeiten), die originell zu der Reihe „Mahler und  die Folgen“ beitrugen, Dr. Eberhard Stromberg („Thomas Mann und Gustav Mahler“). Vorgeführt  wurden auch Videoaufzeichnungen von Mahlers Zweiter (Leonard Bernstein) und Achter  Symphonie (Klaus Tennstedt), auf großer Leinwand und mit großen Lautsprechern.

In den Jahren 1989 bis 1995 folgten im Anschluß an die Mitgliederversammlungen im Saal E der  Musikhalle jeweils Konzerte: Mit Judith und Irving Beckmann, einem von der Oscar und Vera  Ritterstiftung unterstützten studentischen Ensemble - Reiko-Christine Höhmann (Klavier), Martin  Höhmann (Geige), Christiane Kapp (Bratsche) und Jan Hendrik Rübel (Cello) -‚ mit dem Klavierduo  Evelinde Trenkner und Sylvia Zenker (Mahlers Sechste Symphonie in der Einrichtung von  Alexander von Zemlinsky), mit Raimonds Spogis (Bariton) und Christiane Dickel, unterstützt von  Margot Brandes und der Franz Wirth Gedächtnis Stiftung, und mit Cornelia Zach (Sopran) und  Thomas Grubmüller (Klavier), die die gleiche Unterstützung bekamen.

Darüber hinaus war die Vereinigung an Mahler-Aufführungen der NDR-Sinfoniker, der Hamburger  Philharmoniker, des Orchesters der Musikhochschule Hamburg und des Hamburger  Jugendorchesters als nominelle Mitveranstalterin beteiligt. Sie steht in Verbindung mit der  Internationalen Gustav Mahler Gesellschaft in Wien, der Internationalen Johannes Brahms  Gesellschaft, der Hans Pfitzner-Gesellschaft, dem Richard Wagner-Verband in Hamburg, der  Scharwenka-Gesellschaft Lübeck, der Erich Wolfgang Korngold-Gesellschaft, der Kurt Weill  Foundation (New York), der Gustav Mahler Stichting Nederland (Holland), der Bibliothèque Gustav  Mahler (Paris) und der Carl Maria von Weber-Gesellschaft.

Mit ihren bis jetzt mehr als 400 Mitgliedern, auch über Hamburg hinaus und im Ausland, aus allen  Bevölkerungs- und Altersgruppen, darunter viele junge Leute, gilt sie als eine der größten und  aktivsten Kulturvereinigungen Norddeutschlands. Zu ihren prominentesten Mitgliedern gehören  Gerd Albrecht, Heribert Beissel, Aldo Ceccato, Christoph Eschenbach, Justus Frantz, György Ligeti,  Christa Ludwig, John Neumeier, Hermann Rauhe, Peter Ruzicka, Hanna Schwarz und Klauspeter  Seibel. Sie plant einen Internationalen Gustav Mahler Gesangswettbewerb, ein Gustav Mahler  Dokumentationszentrum in Hamburg mit einer Bibliothek, einem Tonträger- und Video-Archiv und  einer Datensammlung zur Rezeptionsforschung, und ein Museum im Mahler-Haus.

Symposium 2015

Internationales Symposium: Gustav Mahler und die Spiritualität

Gustav Mahler war ein nachdenklicher und tief religiöser Mensch. Fragen der Lebensphilosophie und der Weltanschauung interessierten ihn zeitlebens brennend. Aus einem jüdischen Elternhaus stammend, konvertierte er 1897 zum Katholizismus, weil er als Jude an die Wiener Hofoper sonst nicht hätte berufen werden können. Die Diskussion darüber, ob er dies nur aus opportunistischen Motiven oder aus religiöser Überzeugung tat, wird kontrovers geführt. Sicher ist, dass Mahler sich lange vor seiner Konvertierung lebhaft für christologische Fragen interessierte. Wie Richard Wagner, so vertrat auch er die Überzeugung, wonach die Kunst an die Stelle der Religion getreten sei. In seinen Werken finden sich als Mottos zahlreiche Aperçus aus dem Neuen Testament. Es fragt sich, ob jüdische Elemente in seiner Musik nachweisbar sind. Noch bedeutsamer ist die Frage nach seiner Spiritualität - das zentrale Thema dieses Symposions. Unter Spiritualität versteht man heute allgemein sowohl Geistiges als auch Geistliches. Bei Mahler sind religiöses Denken, Ethisches, Psychisches, Innerliches und Weltanschauliches untrennbar miteinander verknüpft. Leben und Kunst bilden eine Einheit. Dem Symposion wird die Aufgabe zufallen, dies alles zu berücksichtigen und neue Aspekte für ein tieferes Verständnis seiner Geistigkeit zu gewinnen. Eine Konkretisierung dieser Fragen wird nicht zuletzt der sich anschließende Liederabend unter dem Motto „Innerlichkeit in Lieb und Leben“ ermöglichen.

 

 

Programm

11.00 Uhr
Begrüßung

11.10 Uhr
„Religiöse Ideen durch das Medium Musik“,
Prof. Dr. Dr. h.c. mult. Constantin Floros, Hamburg

11.40 Uhr
„Symbolsphären in Mahlers Vokalmusik“,
Prof. Dr. Hartmut Krones, Wien

12.20 Uhr
Pause im Foyer, Erfrischungen

12.30 Uhr
„Alma Schindler und Gustav Mahler – zwei, die sich nicht fanden. Eine Charakterbeschreibung aus der Sicht der Psychoanalyse“,Prof. Dr. Hubert Stuppner, Bozen

13.00 Uhr
Pause, individuell

14.00 Uhr
„Gustav Mahler - Subjektivität und Innerlichkeit“,
Dr. Rainer Bischof, Wien

14.30 Uhr
Kaffeepause im Foyer

14.50 Uhr
„Mahler und der Ferne Osten: Das Lied von der Erde als Signum einer kulturübergreifenden Spiritualität“,
Prof. Dr. Peter Revers, Graz

15:25 Uhr
„…denn als Ziel der Kunst erscheint mir zuletzt doch immer Befreiung und Erhebung vom Leid.“ Erlösung und Mystik in Mahlers Kindertotenliedern und anderen Werken,
Dr. Alexander Odefey, Hamburg

16.00 Uhr
Podiumsdiskussion,
Moderation Prof. Dr. Krones

16.30 Uhr
Besichtigung des KomponistenQuartiers (exkl.)

19.00 Uhr
Konzert Werke von Mahler, Schubert, Webern, R. Bischof u.a., Frauke-Maria Thalacker (Sopran / Konzeption), Martynas Svėgžda von Bekker (Violine), Henning Lucius (Klavier)

Ende gegen 21.30 Uhr


Abbildungen: Links: Tizian „Das Konzert“, um 1507/08, Florenz, Galleria Palatina (ein Lieblingsgemälde Gustav Mahlers) Rechts: Arnold Schönberg „Gustav Mahler“, 1910

 

Aktivitäten 2015

Aktivitäten 2015

5. Januar 2015, 19.30 Uhr, Lichtwarksaal, Neanderstraße 22, Hamburg-Neustadt
„Gustav Mahlers Mäzene: Hermann Behn - ‘der ideale Freund’“, Prof. Franz Willnauer (Vortrag), Iris Vermillion (Mezzosopran), Christiane Behn (Klavier)

1. März 2015, 11.30 Uhr, Salon in der Villa im Heine-Park an der Elbchaussee 43
Buchlesung: „Alma Mahler-Werfel - Muse Gattin Witwe“, Prof. Susanne Rode-Breymann Eine Kooperation mit dem Heine-Haus e.V.

1. April 2015, 19.30 Uhr, Alfred Schnittke Akademie International, Max-Brauer-Allee 24, 22765 Hamburg-Altona
„Lied von der Erde“ mit Wiebke Lehmkuhl (Alt) und Matthias Veit (Klavier), Eingangsvortrag: André Podschun

12. April 2015, 18 Uhr, Hochschule für Musik und Theater Hamburg
Liederabend im Fanny-Hensel-Saal, es waren zu hören die Preisträger des 1. Gustav Mahler Liedwettbewerbs 2014: Maria Lapteva, Sopran, und Claire Schwob, Klavier, sowie Keunhyung Lee, Tenor, und Jason Ponce, Klavier.

14. Juni 2015 im KomponistenQuartier Symposium “Gustav Mahler und die Spiritualität”

8. Oktober 2015, 19.30 Uhr, Lichtwarksaal, Neanderstraße 22, 20459 Hamburg
„Gustav Mahlers Mäzene (2): Dirigenten als Wegbereiter - Willem Mengelberg, Bruno Walter, Leonard Bernstein“
Vorträge von Dr. Eveline Nikkels, Amsterdam; Lothar Brandt, Zürich; Götz Thieme, Stuttgart (mit Klangbeispielen); Gesprächsmoderation: Ludwig Hartmann, NDR Kultur
KomponistenQuartier vis-à-vis, Sonderöffnung für Interessierte bis 19.15 Uhr

6. Dezember 2015, 16.00 Uhr, Lichtwarksaal, Neanderstraße 22, 20459 Hamburg
„Boten der Poetik - eine Begegnung in Hamburg“: Lieder von Gustav Mahler und Othmar Schoeck (aus seinem „Wandsbeker Liederbuch“ nach Matthias Claudius)
Vorträge von Prof. Dr. Laurenz Lütteken, Vorstand des Musikwissenschaftlichen Instituts Zürich, und Erle Bessert M. A., Vorsitzende der Claudius-Gesellschaft e.V., Hamburg-Wandsbek, Musikalischer Teil: Britta Glaser (Mezzosopran), Matthias Veit (Klavier und Rezitation) Die Veranstaltung findet statt in Zusammenarbeit mit der Claudius-Gesellschaft e.V.

Aktivitäten 2014

Aktivitäten 2014

Der musikalische Teil unserer Mitgliederversammlung am 23.02.2014 bestand aus einem Konzert mit Liedern von Gustav Mahler und Komponisten der Gustav Mahler Vereinigung, darunter Elmar Lampson, Peter Ruzicka und René Mense. Es sangen Frauke-Maria Thalacker und Geert Smits, am Flügel Burkhard Kehring und Matthias Veit. Lea Nacken las erläuternde Textpassagen. Die erschienene Besucherschar war überwältigend; nahezu 150 begeisterte Zuhörer hatten sich in den Fanny-Hensel-Saal gedrängt.

Im März folgte ein Vortragsabend mit Kerstin Schüssler-Bach im Parkettfoyer der Staatsoper. Hier musste sogar ein Schild „ausverkauft“ ausgehängt werden, etwa 150 Besucher haben teilgenommen. Sehr schön war das anschließende Interview, welches Herr Krause mit unserem neuen Ehrenmitglied Franz Grundheber führte. Rainer Bischof, Präsident der Internationalen Gustav Mahler-Gesellschaft Wien, hatten wir im Juni zu Gast mit dem Vortrag „Mahler Schönberg und das Judentum - Die Kristallnacht 1938“.

Der von Burkhard Kehring initiierte 1. Gustav-Mahler-Liedwettbewerb fand am 26.06.2014 im Forum der Musikhochschule in Zusammenarbeit mit unserer Vereinigung statt. Die Preisträger Maria Lapteva, Sopran, und Claire Schwob, Klavier (1. Preis gesamt) sowie Keunhyung Lee, Tenor, und Jason Ponce, Klavier (Sonderpreis) werden wir heute im Anschluss an unsere Versammlung hören. Maßgebliche Förderung erhält der Wettbewerb von der Rochna-Stiftung.

In Kooperation mit dem Heine Haus Verein fand im  Oktober in der Plange’schen Villa an der Elbchaussee die Veranstaltung "Mahler trifft Morgenstern" mit den Interpreten Marret Winger und Matthias Veit statt. Im November war die in Garmisch-Partenkirchen gezeigte Strauss-Ausstellung zu sehen. Teil der Veranstaltungsreihe war ein von unserer Vereinigung in Zusammenarbeit mit dem Richard Strauss Institut ausgerichteter Abend mit Liedern u. a. von Richard Strauss und Gustav Mahler. Es sang Michaela Kaune, am Klavier Matthias Veit. Die Einführung gab André Podschun, Martina Damm hielt einen Vortrag. Der Saal der Internationalen Alfred Schnittke Akademie war fast ausverkauft.

Auf der Mitgliederversammlung berichtete Clemens Toepfer über den aktuellen Stand des von der Carl Toepfer Stiftung initiierten Projekts „KomponistenQuartier“. Es stehen mittlerweile alle Räume für den Museumsausbau zur Verfügung. Im ersten Abschnitt geht es um das Barock mit Telemann, Hasse und CPE Bach. Gustav Mahler sollte mit den Mendelssohns 2015 folgen; so der Plan. Olaf Kirsch, Vorstand des Vereins KomponistenQuartier, konnte mitteilen, dass sämtliche Baugenehmigungen vorliegen, die Finanzierung allerdings noch nicht vollständig gesichert sei. Trotz Baubeginns im Frühjahr ist die Eröffnung des ersten Teils erst 2015 zu erwarten, Termine für die weiteren Abschnitte sind noch völlig offen. Kent Nagano hat die Schirmherrschaft für das KomponistenQuartier übernommen, und wir konnten Thomas Hampson als Botschafter des Mahler- Museums gewinnen.

Nach langer Zeit der Planung ist es uns gelungen, mit Unterstützung von Hellmut Wempe die Gustav Mahler Plakette herauszubringen. Die Vorderseite schmückt ein Mahler-Portrait unseres befreundeten Bildhauers Milan Knobloch aus Prag. Es können Exemplare erworben werden.

Quasi als Vorbote des Mahler-Museums haben wir unseren Büroraum mit der Bibliothek in die Peterstraße verlegt, dort befindet sich unsere neue Anschrift. Leider ist es uns nicht gelungen, am Altonaer Theater eine Gedenktafel für Gustav Mahler anzubringen. Wir sind jetzt bemüht, einen noch näher zu gestaltenden Hinweis dort anzubringen, wo das Theater zu Zeiten Gustav Mahlers, also vor der Zerstörung tatsächlich stand und er Konzerte dirigierte.

Aktivitäten 2013

Aktivitäten 2013

Unser zweifellos bedeutendstes Ereignis im letzten Jahr war die Jubiläumsveranstaltung am 03.03.2013. In den 25 Jahren des Wirkens unserer von Georg Borchardt gegründeten Vereinigung konnte viel erreicht werden; mittlerweile wird Hamburg als Mahler-Stadt erkennbar. Der vorausgehenden Mitgliederversammlung folgte der Abend im nahezu vollbesetzten Forum der Musikhochschule mit Festansprachen vom Erzbischof Werner Thissen und Elmar Lampson. Frau KS Helen Donath wurde zum Ehrenmitglied ernannt, die Laudatio hielt Peter Krause. Unter dem Titel „Es sungen drei Engel – Lieder der Mahler-Symphonien“ waren die Sängerinnen Feline Knabe, Frederike Meinel und Marret Winger zu hören. Auf dem Flügel wurden sie begleitet von Henning Lucius und Matthias Veit, der das Konzept erstellte und die Konzertpartien moderierte.

Das Jubiläumsjahr wurde beschlossen mit einem zweiten Höhepunkt. Am 15.12.2013 sang die renommierte Wagnersängerin Michaela Schuster für uns Lieder von Richard Strauss, Edvard Grieg und Gustav Mahler. Sie wurde auf dem Flügel hervorragend begleitet von Markus Schlemmer. Es herrschte eine faszinierende Atmosphäre im Forum der Musikhochschule.

Dazwischen bot das Jahr interessante Vorträge. So sprach Markus Bernauer am 21.10.2013 im Warburg-Haus über „Heftige Dissonanzen: Jean Paul, Mahler, George und die literarische Moderne“. Es folgte am 13.11.2013 Albrecht Schultze im Heine-Haus an der Elbchaussee über „Erich Wolfgang Korngold und Gustav Mahler“. Und wir waren im Januar 2013 beteiligt an einem Symposium der Evangelischen Akademie in Meißen mit dem Titel „Einblicke: Gustav Mahler und Alma Mahler-Werfel“.

Im vorausgegangenen Jahr nahm die Komponistenmeile erste Gestalt an. Diese heißt jetzt KomponistenQuartier und gewinnt deutlich an Form. In enger Zusammenarbeit der Initiatorin und Hausherrin in der Peterstraße, der Carl-Toepfer-Stiftung, mit den Komponistenvereinigungen und der Musikhochschule wurde am 27.05.2013 der Trägerverein gegründet. Konzepterstellung und Planungen laufen in vollem Gange, ohne dass sich für die GMV zurzeit viel Konkretes berichten ließe. Bis auf die Beteiligung am bevorstehenden Internetauftritt kommt der GMV vor 2015 noch keine erkennbare Rolle zu. Neben den bestehenden Museen von Johannes Brahms und Georg Philipp Telemann geht es 2014 um Carl Philipp Emanuel Bach und Johann Adolf Hasse. Eine Hauptanstrengung bleibt die Finanzierung. Doch nicht nur die Sponsorensuche ist wichtig, es müssen auch etliche ehrenamtliche Kräfte für den Museumsbetrieb gefunden werden. Wir sind auch in diesen beiden Richtungen aktiv und freuen uns über jede motivierte Unterstützung. Daneben wirken wir mit in der eher informellen Arbeitsgemeinschaft der Komponistengesellschaften in Hamburg.

Aktivitäten 2012

Aktivitäten 2012

Das gut besuchte Konzert im Zusammenhang mit der Mitgliederversammlung am 26.02.2012 im Fanny-Hensel-Saal der Musikhochschule, von Georg Borchardt moderiert, bot Wunderhorn- und Rückert-Lieder mit Marret Winger (Sopran) und Matthias Veit am Flügel. Anschließend erklang Elmar Lampsons Aquarell für Vibraphon, sensibel gespielt von Cornelia Monske, der Interpretin der Uraufführung. Am 24.4.2012 fand ein Podiumsgespräch zwischen John Neumeier und André Podschun, dem Dramaturgen, über das Ballett „Purgatorio", das auf Mahlers Zehnter Symphonie in der Konzertfassung von Deryck Cooke beruht, statt. Im vollbesetzten Forum der Musikhochschule war eine hoch interessante Veranstaltung unter Einbeziehung von Bild- und Tonmedien zu erleben. Am 26.11.2012 hielt Prof. Dr. Hubert Stuppner einen Vortrag zu dem Thema „Gustav Mahlers Toblacher Trilogie" im Mendelssohn-Saal in der Musikhochschule.

Unverändert halten wir an der langjährigen Zielsetzung, im Hause Bundesstraße 10 ein „Gustav- Mahler-Haus" einzurichten, fest. Das Projekt bleibt ein langfristiges Unterfangen, da die Räume im dritten Obergeschoss vermietet sind und erhebliche Unwägbarkeiten hinsichtlich baulicher Gesichtspunkte bestehen. Die Möglichkeiten, diesem authentischen Ort gerecht zu werden, sind zurzeit also vage. Sehr viel konkreter steht das Projekt „Komponistenmeile" da. Kern wird ein Besucherzentrum in der Peterstraße sein, welches über die Welt der Komponisten in Hamburg informiert. Angeschlossen werden individuelle Museen für Carl Philipp Emanuel Bach, Johannes Brahms, Gustav Mahler, Felix Mendelssohn-Bartholdy und Georg Philipp Telemann. Neuestes Mitglied in diesem Kreis ist Johann Adolf Hasse. Betrieben werden sollen die Museen von den entsprechenden Vereinen, die Räume stellt die Stiftung zur Verfügung. Neben der Hochschule für Musik und Theater und dem Museum für Kunst und Gewerbe ist die Kulturbehörde konzeptionell beteiligt, um eine Verankerung in der hamburgischen Kulturpolitik, herzustellen und qualifizierte Tourismus-Bestrebungen zu fördern.

Wir sehen in dem Projekt „Mahler-Museum" die hervorragende Möglichkeit, Wirken und Werk Gustav Mahlers an geeigneter Stelle zu präsentieren. Die gemeinsamen Aktivitäten mit maßgeblichen Beteiligten und der repräsentative Ort sind dafür ausgezeichnete Voraussetzungen. Schließlich lässt sich hier auch das einmalige Erbe Hamburgs in Gestalt des „Gustav-Mahler- Hauses" angemessen darstellen und ein Hinweis auf die Bedeutung der nahen St. Michaelis-Kirche anbringen. All diese Gesichtspunkte haben wir in den Neudruck unserer Zielsetzung einfließen lassen, die mittlerweile vorliegt. Jetzt sind wir als Gustav Mahler Vereinigung aufgerufen, ein spezielles  Mahler Museumskonzept zu entwickeln und den ehrgeizigen Finanzierungsplan umzusetzen.

Zudem engagieren wir uns im Arbeitskreis Hamburgischer Komponistengesellschaften. Der gemeinsame Internetauftritt ist im Oktober 2012 online gegangen. Interessierte finden hier erste Informationen und Zugang zu sämtlichen Gesellschaften und Vereinigungen. Dieses selbständige Portal soll auch als Unterstützung der Aktivitäten des Komponistenquartiers verstanden werden, insbesondere aber dort nur am Rande vertretene Komponisten angemessen zur Geltung kommen lassen.

Aktivitäten 2011

Aktivitäten 2011

Veranstaltungen im “Mahler-Jahr” 2011

3. März 2011, 19.30 Uhr, Abaton-Kino, Hamburg Weltpremiere des Dokumentarfilms Of Love, Death And Beyond von Jason Starr über die Auferstehungssymphonie (Nr. 2) mit Thomas Hampson und Jason Starr (engl., O.m.U.), eine Kooperation der Elbphilharmonie Konzerte und der Gustav Mahler Vereinigung

27. April 2011, 20.00 Uhr, Lichtwarksaal, Hamburg-Neustadt, Neanderstraße 22 Konzertabend: Francis Gailus und Michael Theede am Flügel mit der zweiten “Nachtmusik” aus Mahlers 7. Symphonie in der vierhändigen Fassung von Alfredo Casella, Frauke-Maria Thalacker (Sopran) und Henning Lucius (Klavier) mit Liedern von Gustav Mahler und Franz Liszt, Uraufführung von René Menses “Drei Lieder nach Texten von Rainer Maria Rilke”, Moderation: Peter Krause

6. Juli 2011, 19.00 Uhr, Bibliothek im Warburg-Haus, Hamburg Vortragsabend, Frau Prof. Elisabeth Bengtson-Opitz: “Symbole und Metaphern in Wunderhorn- Liedern Mahlers”, Prof. Halvor Gotsch: “Die Form in Liedern von Mahler”

26. August bis zum 11. September 2011, Holdenstedter Schlosswochen in Uelzen, Kooperation mit der GMVH. Zusätzlich zum Programm wird im Schlossmuseum die von Georg Borchardt gestaltete Ausstellung "Gustav Mahlers Hamburger Jahre 1891-1897" als eine weitere Attraktion gezeigt.

4. Oktober 2011, 19.00 Uhr, Hamburger Musikhochschule Buchpräsention des Verlages Hoffmann und Campe in Zusammenarbeit mit der GMVH. Prof. Dr. Franz Willnauer stellt im Gespräch mit Joachim Mischke sein neues Buch “Gustav Mahler - Die Hamburger Jahre” vor. Es singt Frauke Maria Thalacker Lieder von Gustav Mahler, sie wird am Flügel begleitet von Henning Lucius.

12. Oktober 2011, 19.00 Uhr, Bibliothek im Warburg-Haus, Hamburg
Vortragsabend, Dr. Wolfgang Doebel: “Mahler und Wagner”

23. November 2011, 19.00 Uhr, Bibliothek im Warburg-Haus, Hamburg
Vortragsabend, Helmut Brenner: “Mahlers Welt - Die Orte seines Lebens” (Buchpremiere), Georg Borchardt über seine neuen Erkenntnisse in Mahler-Symphonien.

 

Nachruf für Prof. Dr. h. c. Klauspeter Seibel

von Georg Borchardt

 

Er war der Dirigent des von John Neumeier überaus eindrucksvoll choreographierten Mahler-Balletts, das seit den siebziger Jahren zu einem wahren Kultstück für Ballett-Freunde wurde: DRITTE SYMPHONIE; unvergessen ist eine Freilicht-Aufführung auf dem Hamburger Rathausmarkt unter seiner musikalischen Leitung. Auch bei weiteren Mahler-Balletten setzte Neumeier seine Zusammenarbeit mit Klauspeter Seibel fort, der 1978 der Stellvertreter des Hamburger Generalmusikdirektors Christoph von Dohnányi wurde. Die Gustav Mahler Vereinigung konnte sich glücklich schätzen, den kompetenten Mahler-Interpreten als Mitarbeiter gewonnen zu haben. Nach dem Rücktritt von Prof. Dr. Constantin Floros wurde er 2007 zum Präsidenten gewählt, vermochte jedoch zu unserem großen Bedauern nur für kurze Zeit im Amt zu bleiben. Doch er hat sich uns so tatkräftig und liebenswürdig eingeprägt, daß wir ihn - unser Ehrenmitglied - dauerhaft in der Erinnerung behalten werden.

Um die Zeit, als das hamburgische Hotel PLAZA (später RADISSON) - nicht weit vom Dammtorbahnhof und von Mahlers Wohnhaus in der Bundesstraße - der Mahler-Vereinigung für Sonntagsmatinéen manchmal einen Raum kostenfrei überließ, lernten wir Klauspeter Seibel näher kennen: Er war an einem Gesprächsprogramm über Mahlers komische Oper DIE DREI PINTOS beteiligt. Mit dieser genialischen Komplettierung der rudimentären Skizzen Carl Maria von Webers hatte Mahler in Leipzig seinen ersten großen Erfolg als Komponist gefeiert, und viele weitere Aufführungen in Deutschland und sogar im Ausland schlossen sich an.

Nachdem Klauspeter Seibel 1987 Generalmusikdirektor in Kiel geworden war, dirigierte er dort als erste Aufführung im nördlichsten Deutschland Mahlers Zehnte Symphonie in der Fassung von Deryck Cooke. Damals kam im Zusammenhang damit im Kieler Sophienhof - in Kooperation mit der der jungen Gustav Mahler Vereinigung - ein von mir moderiertes Symposion zustande. Zu den Gesprächsteilnehmern gehörten Klauspeter Seibel, der damalige Kieler Intendant Peter Dannenberg sowie Prof. Dr. Constantin Floros, Prof. Dr. Peter Petersen und glücklicherweise auch der vor den Nazis nach London geflohene Komponist Berthold Goldschmidt, der aus Hamburg stammte und um die Zeit seine Geburtsstadt besuchte. Er war Cookes wichtiger maßgeblicher Mitarbeiter bei der Erstellung der kompletten Partitur von Mahlers Zehnter gewesen, in welcher die orchestrale Gestalt der von Mahler unvollendet hinterlassenen Sätze in Wahrheit vor allem Goldschmidts Werk ist.

Klauspeter Seibel hat eine leitende Position in Frankfurt, Hamburg und Kiel und von 1995 bis 2010 beim Louisiana Philharmonic Orchestra in New Orleans (USA) inne gehabt. Mit der Hansestadt war er auch durch seine Dirigate bei den Hamburger Symphonikern und durch seine einflußreiche Lehrtätigkeit an der Musikhochschule verbunden. An einem der Höhepunkte seiner Laufbahn war er mit der Mahlervereinigung beteiligt: Die Deutschland-Tournee des Bundesjugendorchesters im Januar 2008 unter seiner Leitung - mit der Vierten Symphonie und Wunderhornliedern Mahlers - getanzt vom Hamburger Ballettnachwuchs in den Choreographien von Neumeier, fand ihren umjubelten Abschluß im Hamburger Opernhaus. Es war Klauspeter Seibel vergönnt, seinem schweren Leiden Phasen der Besserung abzutrotzen: Mehrfach war er wunderbarerweise wieder imstande, zu reisen und zu dirigieren. Die Trauer um ihn ist mit dankbarem und liebevollem Gedenken verbunden. Für das Konzert im Anschluß an unsere Jahresversammlung hatte er seinen Freund, den Hamburger Kammersänger Harald Stamm, dazu bewogen, uns ein Benefiz mit Liedern von Brahms, Wolf und Mahler zu geben, mit ihm selbst am Flügel - souverän und unprätentiös - so war er!

Aktivitäten 2010

Aktivitäten 2010

Veranstaltungen im “Mahler-Jahr” 2010

30. Januar 2010, 20 Uhr, Laeiszhalle, Hamburg
Gustav Mahler, Symphonie Nr. 1, Harvestehuder Sinfonieorchester Hamburg

5. Mai 2010, 19.30 Uhr, Lichtwarksaal, Hamburg-Neustadt, Neanderstraße 22
Lieder von Gustav Mahler und Bohuslav Foerster,  (Mezzosopran), Matthias Veit (Klavier), Moderation: Georg Borchardt

11.-29.07.2010, Gustav Mahlers Wunderhorn, eine Veranstaltungsreihe der Hauptkirche St. Jacobi in zusammenarbeit mit der Gusatv Mahler Vereinigung, Hamburg

11. Juli 2010, 11.30 Uhr, Schnitgersaal, St. Jacobi Vortrag: Tod und Auferstehung, Mahlers Fortwirken am Beispiel der 2. Symphonie, Rudolf Kelber, Betty Klein (Mezzosopran)

12. Juli 2010, 20 Uhr, Mozartsaal Moorweide, Hamburg Gustav Mahler: Lieder eines fahrenden Gesellen, Anton v. Webern: Symphonie op. 21, Franz Schubert: Lieder, Ensemble l´art pour l´art, Rudolf Kelber, Verena Usemann (Sopran), Jörg Gottschick (Bariton)

15. Juli 2010, 20 Uhr, Schnitgersaal, St. Jacobi Vortrag: Zerfall und Affirmation, Gustav Mahlers 3. Symphonie, Florian Seibold, Andrea Glaser-Gallion (Mezzosopran)

29. Juli 2010, 20 Uhr, Schnitgersaal, St. Jacobi Vortrag: Wir erleiden viel irdischen Qualen, Über die 4. Symphonie und “Soldatenleid” in den Liedern aus “Des Knaben Wunderhorn”, Prof. Dr. Hans-Jürgen Benedict, Felix Speer (Bass)

1. August 2010, 10 Uhr, St. Jacobi, Gottesdienst “Die Predigt hat g´fallen - sie bleiben wie alle”, “Des Antonius von Padua Fischpredigt”, Pastor Reinhard Klaus Petrick, Susan Djanbakhsch (Sopran)

17.-19. September 2010, Symposium Mahler Lieder

24. Oktober  2010, 11 Uhr, Laeiszhalle, Hamburg* Gustav Mahler, Symphonie Nr. 2, Philharmoniker Hamburg, Simone Young, anschließend Rosentaufe der Gustav-Mahler-Rose im Brahms-Foyer

28. Oktober 2010, 20 Uhr, Spiegelsaal des Museums für Kunst und Gewerbe, Hamburg* Gustav Mahler und das Wort, Lesung: Clemens v. Ramin, Gesang: Sebastian Naglatzki, Klavier: Ana Miceva, Konzept: Georg Borchardt

19.10.2010 bis 25.01.2011, Frauen um Gustav Mahler, Vorträge und Musik Hochschule für Musik und Theater Hamburg, Mendelssohnsaal, 18 Uhr

19.10.2010, Über Mütter und Schwestern, Prof. Erich Wolfgang Partsch, Wien

02.11.2010, Anna Bahr-Mildenburg - die Geliebte, Karen Martensen, Hannover

16.11.2010, Anna Mahler - die Tochter, Barbara Weidle, Bonn

30.11.2010, Nathalie Bauer-Lechner - die Gesprächspartnerin, Beate Thalberg, Wien

14.12.2010, Marion von Weber - die erste Liebe, Georg Borchardt, Hamburg

11.01.2011, Alma Mahler-Werfel - die Ehefrau, Prof. Dr. Susanne Rode-Breymann, Hannover

25.01.2011, Mahler auf der Couch, Prof. Dr. Beatrix Borchard, HfMT Hamburg

Aktivitäten 2009

Aktivitäten 2009

In diesem Jahr fanden angesichts der kommenden beiden „Mahler-Jahre“ weniger Veranstaltungen unserer Vereinigung statt, vielmehr standen einige Aktivitäten der Vorbereitung an. Daneben begleiteten wir in gewohnter Weise Mahler-Konzerte in Hamburg, Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern.

Nachdem Prof. Klauspeter Seibel sein Amt aus privaten persönlichen Gründen leider nach so kurzer zur Verfügung gestellt hatte, wurde am 27.05.2009 Prof. Elmar Lampson zum Präsidenten gewählt. Der Mitgliederversammlung folgte ein hervorragendes Konzert mit Liedern von Gustav Mahler und Viktor Ullmann, gesungen vom Bassbariton Sebastian Naglatzki und gespielt von der Pianistin Ana Miceva. Das Programm wurde von Herrn Borchardt kommentiert.

Am 24.11.2009 fand ein Konzert der Deutschen Alfred-Schnittke-Gesellschaft in Kooperation mit unserer Vereinigung anlässlich des 75. Geburtstages von Alfred Schnittke in der Alfred Schnittke Akademie, Hamburg, mit den Klavierquartetten von Schnittke und Mahler statt. Herr Borchardt führte in die Werke ein. Auch wurden Vertonungen von Gedichten Viktor Schnittkes, dem Bruder des Komponisten, aufgeführt.

Der Vorstand setzt sich zusammen aus Georg Borchardt (Geschäftsführer), Wolfgang Cords, Prof. Elmar Lampson (Präsident), Bernd-Menzel-Lomnitz (Vizepräsident), Helmuth Schlingemann, Dr. Albrecht Schultze, Ingeborg Steifensand, Dr. Michael Theede.

Aktivitäten 2008

Aktivitäten 2008

Im diesem Jahr beging unsere Vereinigung ihr zwanzigjähriges Bestehen.

Am 17. Januar führte das Hamburger Ballett zusammen mit dem Bundesjugendorchester unter der Leitung von Klauspeter Seibel die 4. Symphonie von Gustav Mahler in der Ballettfassung und die Wunderhornlieder in einer Choreographie von John Neumeier auf. Auf dem anschließenden von unserer Vereinigung und der Hamburgischen Staatsoper initiierten Empfang hob die Kultursenatorin, Frau Prof. Dr. Karin von Welck in einem Grußwort die Aktivitäten unserer Vereinigung anerkennend hervor. Im Anschluss an unsere Mitgliederversammlung am 6. Februar war ein hervorragendes Konzert mit Liedern von Johannes Brahms, Hugo Wolf und Gustav Mahler zu hören. Es sang Harald Stamm, am Flügel wurde er begleitet von Klauspeter Seibel.

Unser Mitglied Prof. Willnauer hat am 29. April im Warburg-Haus seine neue Buchveröffentlichung “Mein lieber Trotzkopf, meine süße Mohnblume” über Briefe von Gustav Mahler an Anna von Mildenburg vorgestellt. Am 21. Mai folgte ein Vortrag von Georg Borchardt zum Thema „Mahler und Mozart“ in der Buchhandlung Laatzen. Der Kulturredakteur des Hamburger Abendblatt, Joachim Mischke, hielt am 3. Juni im Warburg-Haus eine Lesung aus seinem neuen Buch „Hamburg Musik!“ mit Klangbeispielen.

Auf Einladung des Hamburger Konservatoriums Blankenese, das sein 100-jähriges Jubiläum beging, war unsere Vereinigung am 31. Oktober an einer Aufführung des „Liedes von der Erde“ in der originalen Klavierfassung des Orchesterparts beteiligt. In der Opera Stabile sangen Andreas Michalzik (Tenor) und Feline Knabe (Mezzosopran) am Flügel Mathias Weber. Voraus ging ein Podiumsgespräch mit Dr. Eberhard Müller-Arp, unserem Ehrenpräsidenten Prof. Floros und Mathias Weber.

Die Jubiläumsveranstaltung unserer Vereinigung fand am 9. November im Studio E der Laeiszhalle statt. Auf den Tag genau von 100 Jahren dirigierte Gustav Mahler in diesem Haus, bevor er wenige Tage später nach Amerika abreiste. Heute waren Werke von Berg, Schnittke, Mahler und Skrjabin zu hören mit Volker Banfield (Klavier), Svenja Liebrecht (Sopran) und Mitgliedern des David- Quartetts, es moderierte Georg  Borchardt.

Am 17. November wurde im kleinen Saal der Laeiszhalle die Auferstehungs-Symphonie in der Fassung für zwei Klaviere mit Christiane Behn, Mathias Weber und dem Harvestehuder Kammerchor unter Claus Bantzer aufgeführt. Die Alt-Stimme sang Iris Vermillion, Sopran Daniela Bechly. Den Einführungsvortrag hielt Herr Prof. Floros.

An weiteren Konzerten im Norddeutschen Raum - so u. a. im Rahmen des Schleswig-Holstein Musik Festivals - war unsere Vereinigung nach mittlerweile alter Tradition mit dem „Info-Tisch“ vertreten.

Unser Aufruf zur Unterschriftensammlung für die Benennung der Elbphilharmonie in „Gustav Mahler Halle“ hatte regen Zuspruch:

 

AUFRUF

Gustav Mahler ist der prominenteste musikalische Wahl-Hamburger. Als junger Dirigent der Hamburger Oper - von 1891 bis 1897 - machte er Hamburg zur weltberühmten Musikmetropole. Der Komponist Mahler bezeichnete sich selbst damals freilich als „sehr unberühmt und sehr unaufgeführt“. Aber er wußte: „Meine Zeit wird kommen!“

Sie ist gekommen, und Hamburg hat die besten Gründe, den Neubau seines Konzerthauses nach Gustav Mahler zu benennen. Dafür plädiert die Gustav Mahler Vereinigung e.V., Hamburg, die es sich zum Ziel gesetzt hat, Hamburg als Mahler-Stadt einzuprägen.

Künftige Generationen in dieser Stadt werden von Glück sagen können, falls Hamburg sich beehrt haben sollte, das neue Konzerthaus weitschauend mit dem zukunftsträchtigsten Namen der symphonischen Musik zu schmücken, und an vielen Orten wird man Hamburg darum beneiden.

Gustav-Mahler-Halle

soll der Name sein. Der Begriff „Halle“ hat in Hamburg nicht nur wegen der Kunsthalle Tradition. Er wird auch international gut verstanden - in London und in New York, wo es die berühmte Carnegie Hall gibt.

Hamburg, im März 2008

Aktivitäten 2007

Aktivitäten 2007

Den ersten Vortrag in diesem Jahr hielt Prof. Dr. Floros am 08. Februar 2007 in der Katholischen Akademie über das Thema „Neue Aspekte der Religiosität - Überkonfessionelle Musik“. Es folgten zwei Veranstaltungen der Katholischen Akademie in Zusammenarbeit mit unserer Vereinigung. Zunächst hielt Prof. Dr. Werner Hofmann einen Vortrag am 20. Februar 2007, und Prof. Dr. Dr. h.c. Gerd-Günther Grau sprach am 27. Februar 2007 über „Musik und Philosophie“.

Am 23. Mai 2007 wurde Prof. Klauspeter Seibel zum neuen Präsidenten gewählt. Prof. Dr. Dr. h. c. mult. Constantin Floros, der unsere Vereinigung seit ihren Anfängen geleitet hatte, war kurz zuvor aus privaten persönlichen Gründen von diesem Amt zurückgetreten; die Teilnehmer der Mitgliederversammlung ernannten ihn zum Ehrenpräsidenten. Im anschließenden kleinen Konzert begleitete Prof. Seibel die international bekannte finnische Sopranistin Anna-Kristiina Kaappola auf dem Klavier. Die anwesenden Mitglieder und eine Anzahl zusätzlich eingetroffener Gäste hörten ein sehr interessantes Programm mit Liedern von Hugo Wolf, Jean Sibelius und Gustav Mahler.

Die Geschäftsstelle unserer Vereinigung am Überseering 9 war am 18. September 2007 Schauplatz einer gut besuchten Veranstaltung im Rahmen unserer Gesprächskreise. Unser Mitglied, Frau Ingeborg Nerius aus Lübeck, sprach über das Thema „Leonard Bernstein - eine lebenslange Passion für Mahler“. Sie berichtete über persönliche Begegnungen und Gespräche mit „Lennie“ zu diesem Thema und gab uns Einblicke in ihr Bernstein-Buch. Mehrere Klangbeispiele komplettierten den Abend.

Wie jedes Jahr war unsere Vereinigung bei mehreren Konzertveranstaltungen in der Laeiszhalle mit einem Informationstisch und mit Überreichung der Mahler-Rose vertreten. Unsere Vereinigung wurde Mitglied der im Mai d. J. in Hamburg gegründeten Deutschen Alfred- Schnittke-Gesellschaft e.V..

 

Laudatio für Prof. Dr. Dr. h. c. mult. Constantin Floros

anlässlich seines Abschieds von der Präsidentschaft vor den Teilnehmern der Mitgliederversammlung am 23. Mai 2007

 

Meine Damen und Herren, liebe Mahlervereinigte,

als ich vor etwa neunzehn Jahren die Idee hatte, in dieser Stadt eine Bürgerinitiative zugunsten des bisher größten und berühmtesten Wahl-Hamburgers ins Leben zu rufen, war es für mich von vornherein klar, wen ich als ersten zu fragen hätte, ob er mein Mittäter bei der Initiative „Gustav Mahler und Hamburg“ sein wolle: Das konnte niemand anders sein als der prominenteste Mahlerianer der Hansestadt, der international renommierte Musikwissenschaftler Professor Dr. Constantin Floros, der an der hiesigen Universität als Ordinarius lehrte und zeitweise auch der Direktor ihres musikwissenschaftlichen Instituts war. Sein dreibändiges Werk „Gustav Mahler“ - 1977 begonnen und 1985 komplettiert - galt bereits als Standardwerk der Mahler-Literatur. Ich war froh darüber, daß ich den bedeutenden Mahler-Forscher für meine Gründungsidee gewinnen konnte. Hamburg als Mahler-Stadt - diese Prägung leuchtete ihm ein, und nicht zuletzt galt ja die Hansestadt dank ihm als ein Zentrum der Mahler-Forschung. Seine freundlich in Aussicht genommene Mitwirkung bedeutete eine Ehre für die zu gründende „Gustav Mahler Vereinigung Hamburg“, und dieser  entscheidende Zugewinn musste folglich an exponierter Stelle zum Ausdruck kommen. So waren sich alle am Anfang Beteiligten denn auch darin einig, Herrn Professor Floros zum Präsidenten zu wählen. Er wurde und blieb es in der stetigen Erneuerung seiner Präsidentschaft beinah bis zum heutigen Tage.

Seine Kompetenz und sein Prestige wirkten sich nachhaltig prägend auf das Niveau und das öffentliche Ansehen unserer rasch wachsenden Vereinigung aus. Ich darf in Erinnerung rufen und andeuten, auf welche Weise die von ihm gesetzten wissenschaftlichen Akzente den Veranstaltungen unserer Vereinigung zugute kamen. Bei unserem festlichen Einstand - den wir dank der Großzügigkeit unserer unvergesslichen Mäzenin Lisa Sutor am 30. April 1989 im feinen Überseeclub im Zentrum der Innenstadt an der Binnenalster feiern konnten -  lautete das Thema seines Vortrags „Gustav Mahler heute“. Seine auf das Konkrete und das klar Verständliche zielende Mahler-Exegese flankierte einleuchtend die von Judith Beckmann mit Irving Beckmann am Flügel so schön gestalteten Lieder von Mahler. Und so war es immer bei unseren Vorträgen und Symposien: Kein Vortrag ohne Musik. Bereits am 11. Juli 1989 sprach Herr Professor Floros im Forum der Musikhochschule über „Gustav Mahlers Aktualität“; Ruth-Maria Nicolay sang Mahler-Lieder mit Gernot Kahl am Flügel, und diesen Abend veranstaltete die Musikhochschule in Zusammenarbeit mit der Gustav Mahler Vereinigung.

Unsere freundschaftliche Kooperation mit der Katholischen Akademie in Hamburg begann am 9. September 1992 mit einem Mahler gewidmeten Doppelvortrag, gehalten von dem Münchner Theologen Eugen Biser und von Herrn Professor Floros, der über „religöse Momente in Mahlers Symphonik „Von der Auferstehungssymphonie bis zur Symphonie der Tausend“ sprach. Drei Jahre später erschienen die Vorträge in Form einer Broschüre, und das war unsere erste - auch von unserer Vereinigung mit finanzierte - Publikation. Unsere eigene Schriftenreihe begann mit dem 1996 erschienenen Buch „Gustav Mahler - Meine Zeit wird kommen“; es enthielt am Anfang den Beitrag von Constantin Floros: „Ein Luftzug von dem Sturmflug unserer großen Zeit. Gustav Mahlers Aktualität.“ Die Präsentation des Buches geschah bei einem Festakt mit der damaligen Kultursenatorin Dr. Christina Weiss im Brahms-Foyer der Hamburger Musikhalle am 27. Oktober 1997 in Verbindung mit der Präsentation der von Milan Knobloch geschaffenen Gustav Mahler-Büste, die im Auftrag unserer Vereinigung entstanden war und der Musikhalle als Leihgabe übergeben wurde. Der zweite Band unserer Schriftenreihe, „Gustav Mahler und die Oper“ erschien vor drei Jahren, herausgegeben von Constantin Floros, mit seinem Beitrag „Gustav Mahler und das Musiktheater - Inszenierungen aus dem Geiste der Musik“.

Von den fünf Doktoranden, die bei Herrn Professor Floros über Mahler-Themen promovierten, gehörten zwei, Dr. Alexander Odefey und Dr. Christian Wildhagen, vorübergehend auch dem Vorstand unserer Vereinigung an. So sehr ich es bedaure, daß Herr Professor Floros seine langjährig wirksame Präsidentschaft beendet hat, so froh bin ich darüber, daß er versprochen hat, unserer Vereinigung auch in Zukunft mit seinem wissenschaftlichen Rat beizustehen. Als Beispiel für seinen Weitblick darf ich schließlich seine Initiative zur Änderung unseres Namens erwähnen. Der ursprüngliche Name „Gustav Mahler Vereinigung Hamburg e.V.“ war in seinen Augen zu sehr auf Hamburg eingeengt. Es entsprach unserer Verbreitung weit über Hamburg hinaus, daß er als künftigen Namen vorschlug „Gustav Mahler Vereinigung e.V., Hamburg“. Ich  spreche Herrn Professor Dr. Floros den herzlichen Dank unserer Vereinigung für seine bedeutungsvolle Arbeit aus.

Georg Borchardt

 

Die Teilnehmer der Mitgliederversammlung haben Herrn Prof. Dr. Dr. h. c. mult. Constantin Floros einstimmig zum Ehrenpräsidenten ernannt.

Aktivitäten 2006

Aktivitäten 2006

Etliche Vortragsabende prägten das Programm in diesem Jahr. Am 5. Januar hielt Frau Dr. Eveline Nikkels, die Präsidentin der Niederländischen Gustav Mahler Stiftung, im Warburg-Haus einen Vortrag mit Klangbeispielen über das Thema "Gustav Mahler und Sigmund Freud - Eine Begegnung in Holland". Am 2. Februar sprach der Mahler-Experte Prof. Dr. Peter Revers von der Grazer Musikuniversität gleichfalls im Warburg-Haus über das Thema "Epische Lyrik - Aspekte des Liedschaffens von Gustav Mahler", ebenfalls mit Klangbeispielen.

Am 15. September fand im Mendelssohn-Saal der Musikhochschule ein von den Rencontres Européennes zusammen mit unserer Vereinigung veranstalteter und Bruno Walter gewidmeter Abend statt. Prof. Dr. Hans-Rudolf Vaget sprach über das Thema "Thomas Mann und Bruno Walter". Nach der Eröffnung einer Ausstellung und der Aufführung des Oktetts op. 20 von Felix Mendelssohn-Bartholdy hielt Georg Borchardt einen Vortrag über das Thema "Bruno Walter in Hamburg".

Am 26. Oktober sprach Georg Borchardt in der Katholischen Akademie über das Thema "Mahler, Mendelssohn und das Christentum". Schließlich hielt Prof. Dr. Altag Ünlü am 27. November im Warburg-Haus einen Vortrag über "Gustav Mahlers Klangwelt". Beide Vorträge wurden in gewohnter Weise durch Klangbeispiele ergänzt.

An einigen Mahler-Konzerten in der Musikhalle war unsere Vereinigung wieder mit dem Info-Tisch präsent. Wie geplant, bereitet der New Yorker Filmemacher Jason Starr einen Film über Mahlers Auferstehungssymphonie vor. Im Oktober machte er Aufnahmen in der Michaeliskirche und interviewte Georg Borchardt und Prof. Dr. Floros.

Aktivitäten 2005

Aktivitäten 2005

Wie in früheren Jahren, so fungierte unsere Vereinigung auch im vergangenen Jahr als Veranstalter bzw. Mitveranstalter mehrerer Vorträge und Konzerte. Am 22. April wurde im Foyer der Musikhalle die von Georg Borchardt konzipierte Mahler-Ausstellung gezeigt. Die Gesellschaft Harmonie von 1789 hatte für eine hervorragende Aufarbeitung und Installation gesorgt, koordiniert von Frau Ingeborg Steifensand. Das einführende Interview führte Thorsten Weber vom NDR mit Georg Borchardt. Und am selben Abend moderierte Prof. Dr. Floros in der Krypta des Michel ein hervorragendes Konzert mit dem concerto agile unter Jörg Albrecht, bei dem das Adagietto aus der Fünften und das Lied von der Erde in kammermusikalischer Besetzung zu hören waren.

Am Donnerstag, dem 8. September fand im Rittersaal der Commerzbank unter dem Motto "15 Jahre Städtepartnerschaft Hamburg-Prag" ein Festkonzert statt, das von der Initiative Hans Krása und unserer Vereinigung gemeinsam veranstaltet wurde. Unter Mitwirkung des Pianisten Cornelis Witthoefft erklangen Werke von Dvorák, von Mahler und von Viktor Ullmann. Sänger des Abends war der junge Bariton Matthias Flohr, es spielten Mitglieder des David-Quartetts. Der künstlerisch sehr gelungene Abend wurde von Cornelis Witthoefft und Georg Borchardt moderiert. Dieses Festkonzert wurde mit teilweise anderem Programm und anderer Besetzung am 13. Dezember im Palffy Palais in Prag wiederholt. Es folgte am 31. Oktober im Warburg-Haus ein Vortrag mit besonderen Klangbeispielen. Unser Mitglied Prof. Hans-Joachim Erwe von der Bergischen Universität Wuppertal sprach über das pikante Thema "Genie oder Sakrileg? Die Mahler- Adaptionen des Jazzmusikers Uri Caine".

Einen starken Eindruck hinterließ am 28. Oktober eine Aufführung der Sechsten Symphonie unter Michael Gielen in der Musikhalle. Ein interessantes Projekt verdient noch Erwähnung: Im Juli kam der New Yorker Filmemacher Jason Starr nach Hamburg, der Filmaufnahmen beim Mahler-Haus in der Bundesstraße durchführte. Nachdem er einen Film über die Dritte Symphonie gedreht hatte, plant er jetzt einen weiteren über die Auferstehungssymphonie mit Aufnahmen im Michel. Die Dreharbeiten sollen im kommenden Sommer erfolgen. Unsere Vereinigung steht hier in laufendem Kontakt zu dem Regisseur.

Aktivitäten 2004

Aktivitäten 2004

Unsere Bemühungen in diesem Jahr waren neben den Vortragsveranstaltungen auf die Planung und Durchführung von zwei Projekten gerichtet. Das bedeutendste war die feierliche Enthüllung der von Paul Gerhard Scharf gestalteten Mahler-Gedenktafel für den Hamburger Michel. Sie fand am Donnerstag, den 13. Mai, um 20 Uhr im Michel statt. Der feierlichen Enthüllung ging ein längeres Konzert voran, das von Georg Borchardt moderiert wurde. Nachdem der Kirchenmusikdirektor Christoph Schoener auf der Orgel die Ouvertüre zu Felix Mendelssohns “Paulus” vorgetragen hatte, sang Hanna Schwarz, begleitet von ihrem Klavierpartner Matthias Veit, das “Urlicht” und andere Lieder von Gustav Mahler. Anschließend spielten Volker Banfield (Klavier), Mark Lubotsky (Violine), Olga Dowbusch-Lubotsky (Cello) und Aroa Sorin (Bratsche) den Kopfsatz des unvollendet gebliebenen Klavierquartetts in a-moll des jungen Mahler. Ansprachen hielten der Staatsrat der Kulturbehörde Dr. Roland Salchow, Hauptpastor Helge Adolphsen und Prof. Dr. Floros. Die sehr gut besuchte Veranstaltung wurde allgemein als sehr gelungen empfunden.

Gleichsam als Präludium zu diesem Projekt “Mahler/Michel” veranstaltete die Katholische Akademie Hamburg in Kooperation mit unserer Vereinigung am 9. Mai ein Symposium über das Thema “Aspekte der Auferstehungssymphonie”. An einen Vortrag über die religiösen und weltanschaulichen Voraussetzungen des großen Werkes, den Prof. Dr. Floros hielt, schloss sich ein Gesprächsforum an, an dem Seine Exzellenz der Erzbischof Dr. Werner Thissen, der Universitätspräsident a. D. Prof. Dr. Peter Fischer-Appelt und Georg Borchardt teilnahmen; moderiert wurde die Tagung vom Direktor der Katholischen Akademie Dr. Günter Gorschenek.

An weiteren Veranstaltungen wären zu nennen: Am 22. Juni hielt Prof. Dr. Floros im Rahmen einer Aufführung von Mahlers “Symphonie der Tausend” im Händel-Haus in Halle unter der Leitung von Generalmusikdirektor Roger Epple einen Vortrag. Anton Bruckner und Gustav Mahler werden oft in einem Atemzug genannt. So wurde am 13. September in der Katholischen Akademie in Zusammenarbeit mit unserer Vereinigung die neue Buchveröffentlichung von Constantin Floros “Anton Bruckner. Persönlichkeit und Werk” präsentiert. Es wirkte der Harvestehuder Kammerchor unter der Leitung von Claus Bantzer mit. Am 22. Oktober fand sodann in der Crypta des Michel ein von der Vereinigung Pro cantico in Verbindung mit unserer Vereinigung veranstalteter Abend statt, an dem unter der Leitung von Hansjörg Albrecht mehrere Lieder von Mahler und die Vierte Symphonie in einer Bearbeitung für Kammerensemble vorgetragen wurden.

Im Berichtszeitraum fanden in Hamburg nicht weniger als zwölf Mahler-Konzerte statt, an denen unsere Vereinigung mit Info-Tisch präsent war. Unter anderem gab Christoph von Dohnányi seinen Einstand mit der Ersten Symphonie, und Ingo Metzmacher dirigierte die Neunte. Außerdem gab es in Bremen einige Mahler-Aufführungen.

Die seit längerem geplante Fortsetzung unserer Schriftenreihe konnte nun realisiert werden mit dem Band II, “Gustav Mahler und die Oper”. Nachdem die ZEIT-Stiftung uns einen Druckkostenzuschuss gewährt hatte und der Arche-Verlag für das Projekt gewonnen werden konnte, ging der von Prof. Dr. Floros herausgegebene Band in Druck. Er umfasst Beiträge von Constantin Floros, Georg Borchardt, Sabine Siemon und Franz Willnauer.

Mittlerweile haben wir im Überseering 9, im selben Gebäude auf derselben dritten Etage, unser neues Büro bezogen. Ein neuer CD-Player wurde angeschafft, und unser Bücherbestand wurde durch Publikationen und Tonträger aus dem Nachlass von Herrn Dr. Schneider erweitert. Am 18. November kam der Mahler-Gesprächskreis erstmals in dem neuen Raum zusammen. Bei dieser Gelegenheit referierte Georg Borchardt über das interessante Thema “Gustav Mahler als Humorist”.

Aktivitäten 2003

Aktivitäten 2003

In diesem Jahr konzentrierten sich die Aktivitäten unserer Vereinigung vor allem auf drei Bereiche: Die Veranstaltung von Vorträgen, unsere Präsenz bei Mahler-Konzerten in Norddeutschland und die Planung der Feierlichkeiten für die Enthüllung der Gedenktafel im Michel.

Am Dienstag, dem 15. April fand im Spiegelsaal des Museums für Kunst und Gewerbe eine Gustav Mahler Soiree statt, die von der Deutsch-Tschechischen Gesellschaft Hamburg in Verbindung mit unserer Vereinigung veranstaltet wurde. Nach der Ansprache von Prof. Dr. Peter Fischer-Appelt hielt Prof. Dr. Floros einen Vortrag über das Thema “Ich bin dreifach heimatlos” über Gustav Mahler und seine geistige Welt. Der japanische Bariton Hidenori Komatsu - begleitet von Cord Garben am Klavier - trug Lieder von Gustav und Alma Mahler und Alexander von Zemlinsky vor. Prof. Dr. Floros und Georg Borchardt, die für den erkrankten Dr. Erich Partsch aus Wien (Vizepräsident der Internationalen Gustav Mahler-Gesellschaft) einsprangen, sprachen am 23. Juni im Warburg-Haus über das Thema “Mahler und Schubert”. Am 18. September folgte in der katholischen Akademie ein Vortrag mit Klangbeispielen von Prof. Dr. Floros über das Thema “Musik als religiöses Bekenntnis - von Bruckner zu Mahler und Messiaen”. Am 10. November schließlich sprach Dr. Uwe Harten aus Wien im Warburg-Haus über das interessante Thema “Gustav Mahler und Hans Rott”. Der jung verstorbene Bruckner-Schüler Hans Rott rückte in den letzten Jahren als möglicher Vorläufer Mahlers in den Mittelpunkt des wissenschaftlichen Interesses.

Zu den genannten Hamburger Vorträgen kamen einige auswärtige hinzu. Am 20. März wurde in der Bayerischen Staatsbibliothek in München eine großartige Mahler-Ausstellung eröffnet, zu welcher Prof. Dr. Floros die Festansprache hielt. Am 3. Juli moderierte Georg Borchardt in der Martin- Luther-Universität in Halle einen Abend mit Mahler-Liedern. Am 29. August hielt Prof. Dr. Floros im Rahmen des Europäischen Musikfestes Stuttgart einen Vortrag über die "Idee der Wiederkunft bei Gustav Mahler", und am 2. Oktober referierte dieser im Händel-Haus in Halle über Mahlers Erste Symphonie. Auf Einladung der tschechischen Stadt Hodonin (früher Göding) sprach Georg Borchardt anlässlich der Vernissage der neuen Gustav Mahler Bronzebüste von Milan Knobloch im Rathaus.

Mit unserem Info-Tisch waren wir am 29. April in der Musikhalle vertreten und am 7./8. April in der Bremer “Glocke”. Präsent waren wir ferner am 12. September in Lüneburg bei einer Aufführung der “Kindertotenlieder” im Rahmen der “Niedersächsischen Musiktage”, am 24. September bei einer Aufführung der Vierten Symphonie in der Bearbeitung von Erwin Stein in der Bremer “Glocke”, am 27. September bei einem Konzert des “Orchesters 91”, das in der Hamburger Musikhalle die Fünfte interpretierte, am 28. September bei der Aufführung der Ersten Symphonie durch die Hamburger Symphoniker in der Musikhalle und schließlich am 24. November bei der Aufführung der Vierten Symphonie in Bremen.

Unsere Bemühungen im Hinblick auf die Gedenktafel im Michel und einen mit deren Enthüllung verbundenen Festakt haben in diesem Jahr leider einen Rückschlag erlitten. Im Mai des vergangenen Jahres bekundeten die Hamburger Symphoniker ihre grundsätzliche Bereitschaft, die Zweite aufzuführen, und Gilbert Kaplan, der bekannte amerikanische Spezialist für diese Symphonie, konnte als Dirigent gewonnen werden. Bedauerlicherweise musste das geplante Konzert mit der Auferstehungssymphonie abgesagt werden, weil die notwendigen Sponsorengelder in angemessener Höhe ausblieben. Das Projekt wird mit Vorbereitungen für die Herstellung der Gedenktafel und der Planung einer alternativen, kleineren Veranstaltung fortgesetzt.

Der Vorstand setzt sich zusammen aus Georg Borchardt (Geschäftsführer), Wolfgang Cords, Prof. Dr. Dr. h. c. mult. Constantin Floros (Präsident), Wolfgang Lichtenberg,  Heinz-Peter Martin, Bernd-Menzel-Lomnitz (Vizepräsident), Angelika Schlepper, Helmuth Schlingemann.

Aktivitäten 2002

Aktivitäten 2002

Sie erinnern sich sicherlich daran, daß wir bereits auf der vorjährigen Mitgliederversammlung ausführlich über die Anbringung einer Gedenktafel für Gustav Mahler im Vorraum von St. Michaelis gesprochen haben, wo Mahler die Inspiration zum Finale seiner Auferstehungssymphonie empfing. Inzwischen hat der Kirchenvorstand zugestimmt, Text und Gestaltung wurden entworfen und mit Pastor Adolphsen und Prof. Scharf abgestimmt. Im Eingangsbereich soll auf der rechten Seite der Ehrenhalle eine beschichtete Glasplatte angebracht werden, die unser Hamburger Mahler- Konterfei, den entworfenen Text und die Mahler-Rose unserer Vereinigung abbildet. Möglicherweise wissen Sie auch, daß die Internationale Felix Mendelssohn Bartholdy Gesellschaft e. V. unsere Idee lebhaft begrüßte und ihrerseits eine Mendelssohn-Gedenktafel anfertigen ließ, die auf der linken Seite der Ehrenhalle angebracht und bereits am 23. Juni 2002 feierlich enthüllt wurde. Wir wollten von Anfang an die Einweihung unserer Gedenktafel in Verbindung mit einem Konzert im Michel festlich begehen und nahmen deshalb Kontakt mit dem Intendanten des Schleswig-Holstein Musikfestivals, Herrn Rolf Beck, und mit dem NDR-Chefdirigenten Christoph Eschenbach auf. Beide wollten prüfen, ob die Einweihung in Verbindung mit einer Aufführung der Auferstehungssymphonie im Sommer 2004 im Rahmen des Schleswig-Holstein Musikfestivals stattfinden könnte.

In der Hamburger Musikhalle fanden sieben Konzerte statt, an denen unsere Vereinigung mit Rose und lnfo-Tisch präsent war. Das NDR-Sinfonieorchester, die Dresdener Staatskapelle, das Hamburger Jugendorchester und die Hamburger Symphoniker brachten die Erste, die Zweite, die Vierte und die Neunte Symphonie Mahlers sowie Lieder von Alma Mahler zur Aufführung.

Am 16. April 2002 führten in der Musikhalle die Hamburger Camerata unter Claus Bantzer und die Mezzosopranistin Iris Vermillion Musik von Gustav und Alma Mahler auf. Christoph Bantzer las Briefe, die Textgestaltung stammte von Georg Borchardt, der auch eine Einführung gab. Dieses Konzert wurde in Zusammenarbeit mit unserer Vereinigung veranstaltet.

Die engere Zusammenarbeit mit der Internationalen Gustav Mahler Gesellschaft war und ist uns seit jeher ein wichtiges Anliegen. Erfreulicherweise hat der Vizepräsident dieser Gesellschaft, Dr. Reinhold Kubik, am 16. Mai 2002 im Warburg-Haus einen sehr anregenden gut besuchten Vortrag über Mahlers Liedschaffen gehalten. In den Nachrichten zur Mahler-Forschung, Heft 47, dem offiziellen Organ der Internationalen Gustav Mahler Gesellschaft, wurde darüber folgendermaßen berichtet:

„Unser Vizepräsident Reinhold Kubik erhielt eine Einladung, als Gast der Gustav Mahler Vereinigung Hamburg am 16. Mai 2002 einen Vortrag zu halten. Die Vereinigung ist eine rührige und erfolgreiche Schwestergesellschaft. Unter anderem gelang es ihr, die noch existierenden Mahler-Stätten (wie das Opernhaus und eines der von Mahler bewohnten Häuser) mit Gedenktafeln zu versehen; im Foyer der Oper steht eine bemerkenswerte Mahler-Büste von Professor Knobloch aus Prag, und der Platz hinter dem Operhaus wurde - ebenfalls auf Betreiben der Vereinigung - in „Gustav Mahler Platz“ umbenannt. Spiritus rectores sind der Musikwissenschaftler und Journalist Georg Borchardt sowie Constantin Floros, unter dessen Ägide eine äußerst tüchtige Zunft junger Mahler-Forscher herangereift ist, deren Anwesenheit den Vortragenden freute. Der Vortrag mit dem Titel „Wer hat denn das schöne Liedel erdacht? Neues zum Liedschaffen von Gustav Mahler“ fand im Warburg-Haus statt, in einer wunderschönen ovalen, eichengetäfelten Bibliothek, deren Ausstrahlung schon sehr an englische und ostamerikanische Interieurs (etwa in Yale oder Harvard) gemahnt. Der Referent konzentrierte sich bei seinen Ausführungen auf die Spuren, welche die Theorie der „musikalischen Rhetorik“ im Liedschaffen Mahlers hinterlassen hat. Die Aufnahme durch das Publikum war positiv, und die Teilnahme von zwei Kapellmeistern des Operhauses verdient besondere Beachtung. Der Vortrag dauerte eine gute Stunde, doch die anschließende Diskussion war ebenso lang und mußte einfach abgebrochen werden: sie geriet in prinzipielle Fahrwasser, die deutlich werden ließen, wie ernsthaft sich „das Publikum“ mit ästhetischen Fragen beschäftigt und wie sehr es unsere Verpflichtung als „Wissende“ ist, auf diese Neugierde einzugehen und zu Antworten auf brennende Fragen zu weisen.“

Am 9. Juli 2002 dirigierte Frank Löhr im Forum der Hochschule für Musik und Theater eine Aufführung der Kammerfassung von Mahlers „Lied von der Erde“. Die sehr gut besuchte Veranstaltung fand in Zusammenarbeit mit unserer Vereinigung statt. Dazu gab Prof. Dr. Floros eine längere Einführung.

Wir veranstalten am 22. Oktober 2002 im kleinen Saal der Musikhalle ein Konzert, in dem zwei Mitglieder unserer Vereinigung, der renommierte Geiger Prof. Mark Lubotsky und der prominente Pianist Prof. Volker Banfield, zusammen mit zwei jungen Künstlerinnen, der Cellistin Olga Dowbusch-Lubotsky und der Bratschistin Aroa Sorin, unter dem Motto „Russische Mahler- Nachfolge“ auftraten. Als symbolischer Ausgangspunkt erklang der Klavierquartettsatz des jungen Mahler. Es folgten Präludien für Violine und Klavier des neu entdeckten Nikolai Roslavets, die Cello-Sonate von Alfred Schnittke und das Klaviertrio von Dmitri Schostakowitsch. Der Abend wurde von Georg Borchardt moderiert.

Der Hallensische Generalmusikdirektor, Roger Epple, führte am 1. Oktober in Halle mit großem Erfolg Mahlers Tragische Symphonie auf und lud Prof. Dr. Floros dazu, einen Einführungsvortrag zu halten. Im November sprach unser Mitglied Dr. Jörg Rothkamm im Warburg-Haus über das Thema „Torso oder Vollendung? Neue Aufführungsfassungen der Zehnten Symphonie von Gustav Mahler“.

Aktivitäten 2001

Aktivitäten 2001

Von Anfang an schwebte uns vor, eine Gedenktafel im Michel anzubringen, dort, wo Mahler am 29. März 1894 die Eingebung zum Finale seiner Zweiten Symphonie, der sogenannten Auferstehungssymphonie, empfing. Heute sind wir der Realisierung dieser Idee ein bedeutendes Stück nähergekommen. Der Kirchenvorstand der St. Michaeliskirche stimmte unserem Antrag zu, der Ort, an dem die Gedenktafel angebracht werden soll, nämlich in der Vorhalle, steht inzwischen fest, und auch der Text der Gedenktafel ist beraten worden.

Im Jahre 2001 fanden nicht weniger als zehn Konzerte statt, an denen unsere Vereinigung mit Info- Tisch und Mahler-Rose präsent war. Acht dieser Konzerte fanden in der Hamburger Musikhalle statt und zwei in der Bremer „Glocke“, in der Günter Neuhold mit dem Philharmonischen Staatsorchester Bremen Anfang April Mahlers Sechste Symphonie aufführte.

Unter Mitwirkung unserer Vereinigung fand am 1. Februar 2001 im Orchesterstudio der Musikhochschule ein Gesprächskonzert mit dem spanischen Dirigenten, Komponisten und Pianisten Pedro Halffter-Caro statt, bei dem zwei Sätze aus Mahlers Fünfter Symphonie in einer Fassung für Klavier zu vier Händen und Gesänge von Alphons Diepenbrock, Christobal Halffter und Peter Ruzicka vorgetragen wurden. Die Initiative zu dieser Veranstaltung verdanken wir unserem Mitglied Joachim Tschiedel. Am 27. Februar 2001 hat dann Prof. Dr. Floros im Warburg-Haus einen Vortrag über das Thema „Gustav Mahlers Liebestod“ gehalten. Auf unserer nächsten Veranstaltung, gleichfalls im Warburg-Haus, sprach der prominente Kunsthistoriker Werner Hofmann über das Thema „Damen, Dirnen und eine Windsbraut, Wiener Malerei zur Zeit Gustav Mahlers“.

Um das Vereinsleben zu intensivieren, griffen wir den Vorschlag einiger unserer Mitglieder auf, einen Gesprächskreis stattfinden zu lassen. Zweimal, im August und im November, kam der Gesprächskreis in den Räumen unserer Vereinigung in der City Nord zustande. Und mit Einrichtung unserer Mahler-Homepage nutzen wir seit diesem Jahr das moderne Informationsmedium des Internet.

Aktivitäten 2000

Aktivitäten 2000

Unserer Zielsetzung entsprechend haben wir unsere Aktivitäten durch Veranstaltung oder Mitveranstaltung mehrerer Vorträge und Diskussionsabende fortgesetzt. So hat unser Vorstandsmitglied Dr. Christian Wildhagen am 27. April 2000 im Warburg-Haus einen interessanten und gut besuchten Vortrag über Mahlers Achte Symphonie gehalten. Vom 1. bis zum 3. September 2000 fand in der Katholischen Akademie eine viel beachtete interdisziplinäre Tagung über das Thema “Kunst als Glaubensbekenntnis“ statt, in welcher der Religionsphilosoph und Nachfolger auf dem Lehrstuhl von Guardini, Prof. Dr. Biser, der Kunsthistoriker Werner Hofmann, der Literaturwissenschaftler Rudolf Haas und unser Präsident Prof. Dr. Floros - dieser zum Thema “Musik als Bekenntnis - von Anton Bruckner und Gustav Mahler zu Olivier Messiaen“ - sprachen. Am 24. Oktober hielt unser Vorstandsmitglied Dr. Alexander Odefey im Warburg-Haus einen Vortrag über “Johann Sebastian Bach, Gustav Mahler und die Mystik“. Ebenfalls im Warburg-Haus sprach Georg Borchardt über “Gustav Mahler in Hamburg“. Wieder an bewährtem Orte, dem Warburg- Haus, hielt unser Mitglied Dr. Hans-Joachim Erwe am 12. Dezember seinen Vortrag zum Thema “Leonard Bernstein und Gustav Mahler“.

Im Jahre 2000 fanden neun Konzerte und ein Mahler-Ballett statt, an denen unsere Vereinigung mit Info-Tisch und Mahler-Rose präsent war. Mehrere Konzerte des NDR-Sinfonieorchesters fanden in Verbindung mit unserer Vereinigung statt. Vor dem Abschlußkonzert der Festspiele Mecklenburg- Vorpommern mit Mahlers Erster Symphonie unter Kent Nagano wurde in Neubrandenburg eine Woche lang im September die von Georg Borchardt konzipierte Mahler-Ausstellung gezeigt. Herr Borchardt hatte dort auch die Gelegenheit, an einer einstündigen Rundfunksendung eines Regionalsenders über Gustav Mahler mitzuwirken.

Georg Borchardt nahm im vergangenen Jahr in Boulder/Colorado (U.S.A.) Kontakt auf mit der Leitung des dortigen Musik-Festivals und berichtete erstmals auf dem amerikanischen Kontinent über die Arbeit unserer Vereinigung. Unser Vorstandsmitglied Dr. Christian Wildhagen nahm vom 13. bis zum 15. Oktober 2000 teil an den Mahler-Feierlichkeiten in Iglau (Tschechien).

Nachdem im vergangenen Jahr endlich unsere Geschäftsstelle in der City Nord eingerichtet werden konnte, fand am 5. November 2000 unter sehr interessierter Teilnahme zahlreicher Mitglieder ein Eröffnungsempfang statt.

Der Vorstand setzt sich zusammen aus Georg Borchardt (Geschäftsführer), Wolfgang Cords, Prof. Dr. Dr. h. c. mult. Constantin Floros (Präsident), Dorrit Kuhn, Dr. Alexander Odefey, Helmuth Schlingemann, Werner Sutor, Dr. Justus R. G. Warburg (Vizepräsident), Dr. Christian Wildhagen.

Aktivitäten 1999

Aktivitäten 1999

Im Jahre 1999 fanden nicht weniger als 13 Konzerte statt, an denen unsere Vereinigung mit Info- Tisch und Mahler Rose präsent war. Den Höhepunkt dieser Aktivitäten bildete das Eröffnungskonzert des Schleswig-Holstein Musikfestivals in Kiel am 11. Juli 1999 mit der Aufführung der Achten Symphonie Mahlers unter Christoph Eschenbach in der Ostseehalle. Dieses Konzert fand - wie es im Programmheft ausdrücklich hieß - in Verbindung mit unserer Vereinigung statt. Vertreten waren wir auch beim Konzert des NDR-Sinfonieorchesters unter Christoph Eschenbach mit Mahlers „Lied von der Erde“ am 3. Dezember 1999 in der Bremer „Glocke“.

In der Freien Akademie der Künste, mit der wir regelmäßig zusammenarbeiten, las Prof. Dr. Floros aus seinem Buch „Gustav Mah1er, Visionär und Despot“. Im Anschluß daran entwickelte sich eine lebhafte und ergiebige Diskussion mit Peter Ruzicka und Georg Borchardt. Auf einer in Zusammenarbeit mit dem Sikorski-Verlag durchgeführten Veranstaltung im Warburg-Haus sprach der Hamburger Komponist Jan Müller-Wieland eindrucksvoll - mit vielen Klangbeispielen - über sein Verhältnis zu Mahler. Schließlich hielt Georg Borchardt in der Freien Akademie der Künste einen interessanten Vortrag über Mahler und Goethe. Bedauerlicherweise mußte Peter Ruzicka, der die Diskussionsleitung übernehmen sollte, in letzter Minute absagen.

Seit dem 1. November 1999 verfügen wir am Überseering 9 in der „City Nord“ über einen Büroraum, der die Möglichkeit für Zusammenkünfte bietet und unser Mahler-Archiv aufnehmen wird.

Aktivitäten 1998

Aktivitäten 1998

Wir hatten den Plan gefaßt, das zehnjährige Bestehen unserer Vereinigung - sie wurde am 21. April 1988 gegründet - festlich zu begehen. Da kam uns der Zufall zu Hilfe. Unser Mitglied Prof. Mark Lubotsky, der renommierte Geiger, hatte uns vor längerer Zeit ein Konzert zugesagt, war aber dann aus persönlichen Gründen gezwungen, den zunächst vorgesehenen Termin auf unbestimmte Zeit zu verschieben. Auf Anfrage von Georg Borchardt erklärte er nun, daß er im Februar zur Verfügung stünde. Ihm haben wir es zu verdanken, daß an unserem Jubiläumskonzert, das am 8. Februar 1998 im kleinen Saal der Musikhalle stattfand, so prominente Interpreten wie die Pianistin Irina Schnittke, der Bratschist Marius Nichiteanu und der Cellist Wolfgang Mehlhorn mitwirkten. Auf dem Programm standen das überaus anspruchsvolle Divertimento KV 563 von Wolfgang Amadeus Mozart sowie die dritte Violinsonate von Alfred Schnittke, der erste Satz des unvollendet gebliebenen Klavierquartetts von Gustav Mahler und das von diesem Werk inspirierte Klavierquartett von Alfred Schnittke. Die Kultursenatorin Dr. Christina Weiss schickte uns ein Grußwort, in dem es unter anderem heißt:

“Zum zehnjährigen Bestehen der Gustav Mahler Vereinigung Hamburg möchte ich den Mitgliedern und Freunden des Komponisten meine herzlichen Glückwünsche aussprechen. Den vielfältigen Aktivitäten Ihrer Vereinigung ist es zu danken, wenn die Kenntnisse über den Komponisten Gustav Mahler und sein Werk heute nicht nur auf einen kleinen Kreis von Spezialisten und Liebhabern beschränkt sind. Vieles von dem, was wir im vergangenen Jahr über unsere Jubilare Johannes Brahms und Felix Mendelssohn-Bartholdy gesagt haben, das können wir heute getrost wiederholen: Auch Gustav Mahler hat seinen festen Platz im Bewußtsein unserer musikliebenden Bevölkerung.”

Dieser Jubiläumsveranstaltung war ein großer Erfolg beschieden. Mehr als 400 Besucher fanden sich in der kleinen Musikhalle ein, und DIE WELT veröffentlichte einen überaus positiven Bericht aus der Feder von Dr. Worbs.

Zu den Zielen unserer Vereinigung gehört bekanntlich‚ öffentliche Zeichen zu Ehren Mahlers in Hamburg zu setzen, anders ausgedrückt: sein Andenken in der Hansestadt wach zu halten. Seit langem hatten wir daher ins Auge gefaßt, eine Gedenktafel auch an der Fassade der Staatsoper anzubringen, dem Ort, an dem früher das Hamburger Stadttheater, Mahlers einstige Wirkungsstätte in Hamburg, stand. Nachdem wir Kontakt mit dem Intendanten der Staatsoper, Dr. Albin Hänseroth, aufgenommen hatten und ein Konsens erzielt werden konnte, beauftragten wir Milan Knobloch mit der Fertigstellung der Gedenktafel. Ein erneuter Spendenaufruf sicherte den wesentlichen Teil der Finanzierung.

Der Festakt fand am 1. November 1998 statt. Nachdem die Gedenktafel enthüllt worden war, sprachen im Foyer der Staatsoper Frau Dr. Weiss sowie Ingo Metzmacher, Prof. Dr. Floros und Georg Borchardt. Georg Borchardt würdigte die Persönlichkeit und das Werk Milan Knoblochs, dessen Buch präsentiert wurde. Ein Grußwort unseres Mitglieds John Neumeier wurde verlesen. Anschließend interpretierte Hanna Schwarz - begleitet auf dem Flügel von Werner Hagen - mit unglaublicher Intensität und zur großen Begeisterung der über 100 Zuhörer Mahler-Lieder. Prof. Dr. Floros und Georg Borchardt nahmen die Glückwünsche vieler Menschen (u.a. Prof. Hermann Rauhe, Prof. Detlef Kraus und Prof. Eckard Besch) entgegen.

Im Jahre 1998 haben mehrere Vorträge und Diskussionsabende stattgefunden. Prof. Dr. Ruzicka sprach in der Freien Akademie der Künste über das relevante Thema „Die Fassungen der Zehnten Symphonie” - eine Veranstaltung, die in Zusammenarbeit mit unserer Vereinigung stattfand. Im vollbesetzten Saal des Warburg-Hauses referierte dann Traute Gartzke unter dem Motto „Alles, alles in mir gehört meinem Gustav” über die Beziehungen Alma Mahlers zu ihrem Mann, wobei sie vor allem der Persönlichkeit Almas gerecht zu werden versuchte. Einen Glanzpunkt im Leben unserer Vereinigung bildete die Ballettwerkstatt „All unsere Gestern” am 8. März 1998 in der Staatsoper - eine Werkstatt, die auf Mahlers Fünfter Symphonie und Liedern aus „Des Knaben Wunderhorn” basierte. Bei diesem Anlaß bekannte sich John Neumeier zu Mahler, erläuterte seine Choreographien und seine Mahler-Deutungen und betonte ausdrücklich, daß er diese Werkstatt in Verbindung mit unserer Vereinigung stattfinden ließ. Gut acht Wochen später berichtete Alexander Odefey im Warburg-Haus über die Ergebnisse seiner Dissertation über Mahlers „Kindertotenlieder”. Zwei Wochen später sprach Prof. Dr. Franz Willnauer, der Intendant des Schleswig-Holstein Musikfestivals, in der Opera stabile über das Thema „Gustav Mahler und Alfred Roller in Wien - Die Reform der Opernbühne aus dem Geist des Jugendstils”. Dabei zeigte er nicht weniger als 60 Dias von teilweise bisher unbekannten Bühnenbildern. Unsere Absicht ist es nun, einen Band mit Beiträgen zum Thema „Mahler und die Oper” (Arbeitstitel) herauszubringen. Darin sollen auch die Texte der beiden früheren Vorträge von Prof. Dr. Willnauer enthalten sein, die er für unsere Mitglieder hielt. In Hamburg und in Lübeck haben 1998 neun große Konzerte stattgefunden, an denen unsere Vereinigung mit Info-Tisch beteiligt war.

Seit langem hatten wir vor, den Kontakt mit der Internationalen Gustav Mahler Gesellschaft Wien enger zu knüpfen. Erfreulicherweise nahm Frau Dr. Herta Blaukopf, die international angesehene Mahler-Forscherin, unsere Einladung an, in Hamburg einen Vortrag zu halten. Sie sprach im Warburg-Haus unter dem Motto „Den Wienerwald fleißig besucht” über Mahlers Studienjahre in Wien. Dabei vermochte sie die relativ wenigen Dokumente, die Aufschluß darüber geben, so schlüssig zu interpretieren, daß ein überaus eindrucksvolles Bild des jungen Mahler entstand. Gleichfalls im Warburg-Haus fand ein Symposium im Gedenken an unseren Ehrenpräsidenten Leonard Bernstein statt. Da Alexander Odefey krankheitshalber daran nicht teilnehmen konnte, hat sich Georg Borchardt freundlicherweise bereit erklärt, einen längeren Vortrag zu halten, der wesentliche Aspekte der Ästhetik und des Schaffens Bernsteins beleuchtete.

Aktivitäten 1997

Aktivitäten 1997

Das Jahr 1997 ist in mancher Hinsicht als ein Jahr der Vorbereitung zu bezeichnen. Wir waren in erster Linie darum bemüht, alles zu tun, um 1998 das zehnjährige Bestehen unserer Vereinigung festlich begehen zu können. Wir haben Kontakt mit Generalmusikdirektor Ingo Metzmacher und Intendant Dr. Albin Hänseroth aufgenommen mit dem Ziel, einige Pläne, von denen noch die Rede sein wird, zu realisieren. Wir haben unsere Zusammenarbeit mit den anderen Hamburger kulturellen Vereinigungen intensiviert, und wir haben den seit langem bestehenden Kontakt mit der Internationalen Gustav Mahler Gesellschaft in Wien enger geknüpft.

Das heißt nicht, daß 1997 an Ereignissen arm wäre. Mit großer Freude und Genugtuung ist festzustellen, daß die Aktualität Mahlers in Norddeutschland unvermindert anhält. Nicht nur seine Lieder und Gesänge, sondern auch seine Symphonien werden überaus häufig aufgeführt. Im Berichtszeitraum haben nicht weniger als fünf große Konzerte stattgefunden, an denen unsere Vereinigung in irgendeiner Weise, und sei es nur mit Info-Tisch, beteiligt war. Am 10. Januar erklang in der Musikhalle die Erste Symphonie Mahlers. Myung-Whung Chung dirigierte das Philharmonia Orchestra London. Das selbe Werk stand am 4. ,5. und 6. Juli auf dem Programm eines bemerkenswerten Konzertes, das im Rahmen des Schleswig-Holstein Musikfestivals unter der Stabführung von Herbert Blomstedt in Lübeck stattfand. Am 25. und 26. August führte Ingo Metzmacher zum ersten Philharmonischen Konzert der Saison in Hamburg die Fünfte Symphonie auf. Auch bei diesen Konzerten waren wir mit Info-Tisch, Rose und Zielsetzungen dabei.

Ein weiteres bedeutendes Ereignis fand am 25. und 26. Oktober statt. Anläßlich ihres 40-jährigen Jubiläums führten die Hamburger Symphoniker in der Musikhalle Mahlers "Hamburger" Symphonie, die sogenannte Auferstehungssymphonie, unter Beteiligung des NDR-Chores auf. Im Programmheft wurde unsere Vereinigung erwähnt. Schließlich: Am 28. November haben das Sinfonieorchester und der Chor des Norddeutschen Rundfunks in der Musikhalle unter der Leitung von Kent Nagano die dreiteilige Urfassung des "Klagenden Liedes" aufgeführt, eines Werkes, das Mahler selbst als sein Opus I bezeichnet hat. An diesem denkwürdigen Konzert hat unsere Vereinigung mitgewirkt.

Wir veranstalten sechs Vorträge und Diskussionsabende. Den Anfang machte am 9. Januar ein Vortrags- und Diskussionsabend im Musikwissenschaftlichen Institut mit dem Thema "Junge Mahler-Forschung in Hamburg". Drei unserer jüngeren Mitglieder berichteten aus ihren Arbeiten: Sabine Siemon sprach über das Thema "Gustav Mahler und das Hamburger Stadttheater", Bernd Schabbing über "Gustav Mahler als Konzertdirigent" in Hamburg und Günter Wolter über "Schostakowitsch und Mahler". Günter Wolter gab übrigens die Mahler-Studie von Iwan Sollertinski in deutscher Übersetzung heraus.

Am 10. April fand dann in der Freien Akademie der Künste unsere Veranstaltung "Brahms, Mahler und das Volkslied" statt. Sie umfaßte einen längeren Vortrag von Prof. Dr. Floros und musikalische Darbietungen durch Prof. Detlef Kraus sowie durch Michaela Kaune und Gernot Kahl, die Lieder von Brahms und von Mahler interpretierten. Dieser gut besuchte Abend war die erste Zusammenarbeit unserer Vereinigung mit der Johannes Brahms Gesellschaft und zugleich unsere erste Veranstaltung in der Freien Akademie der Künste.

Am 10. Juni hielt Prof. Franz Willnauer, der Intendant des Schleswig-Holstein Musikfestivals, in der Opera stabile einen interessanten Vortrag mit Klangbeispielen über das Thema "Gustav Mahler und die Wiener Hofoper" - einen Vortrag, in dem er viele neue Erkenntnisse einbringen konnte. Wenig später, am 18. Juni fand gleichfalls in der Opera stabile das von Prof. Peter Ruzicka initiierte Symposion über das Thema "Gustav Mahler und die Hamburger Oper" statt. Irmgard Scharberth, Sabine Siemon, Georg Borchardt und Prof. Dr. Floros berichteten in Kurzreferaten über das Thema.

Am 3. November hielt dann unser Mitglied Wolfgang Doebel im Lichtwark-Saal der Carl Toepfer Stiftung einen fundierten Vortrag über "Mahler und Bruckner". Wenig später, am 18. November las Prof. Dr. Floros im Saal der Bibliothek des Warburg-Hauses aus seinem Brahms-Buch "Frei, aber einsam". Diese Lesung fand in Zusammenarbeit mit dem Wagner-Verband statt.

Zu erwähnen ist weiter, daß die von Georg Borchardt konzipierte Ausstellung "Gustav Mahlers Hamburger Jahre 1891 - 1897" von Anfang Juni bis zum Ende der Spielzeit zum zweiten Mal im Parkett-Foyer der Hamburgischen Staatsoper gezeigt wurde.

Der Vorstand setzt sich zusammen aus Georg Borchardt (Geschäftsführer), Wolfgang Cords, Prof. Dr. Dr. h. c. mult. Constantin Floros (Präsident), Peter Hinrichs, Dorrit Kuhn, Helga Meier-Windhorst, Alexander Odefey, Werner Sutor, Dr. Justus R. G. Warburg (Vizepräsident).

Aktivitäten 1996

Aktivitäten 1996

Seit geraumer Zeit planten wir, eine Schriftenreihe zu gründen, um einem breiteren Leserkreis in allgemein verständlicher Form fundamentale Fragen der Mahler-Forschung und des Mahler- Verständnisses nahe zu bringen. Nachdem uns die Kulturbehörde einen Druckkostenzuschuß in Aussicht gestellt hatte, konnten wir diesen Plan in die Tat umsetzen. Seit Oktober liegt nun der erste Band unserer Schriftenreihe vor. Der Band erschien im Verlag Dölling und Galitz und trägt den Titel „Gustav Mahler - Meine Zeit wird kommen“ und den Untertitel „Aspekte der Mahler-Rezeption“. Er enthält fünf längere Beitrage: einen Aufsatz von Prof. Dr. Floros über Mahlers Aktualität, eine Studie von Hans Christoph Worbs mit der Überschrift „Hundert Jahre Hamburger Mahler- Rezeption“, einen Beitrag von Georg Borchardt über Alfred Schnittke und Gustav Mahler, einen weiteren Aufsatz von Prof. Dr. Floros über Alban Berg und Gustav Mahler, eine Abhandlung von Thomas Schäfer über Peter Ruzickas Mahler-Rezeption und schließlich einen weiteren Beitrag von Georg Borchardt, in dem die Entstehung und die Aktivitäten unserer Vereinigung dokumentiert sind. Der Band umfaßt darüber hinaus Mahlers Korrespondenz mit dem Hamburger Kritiker Wilhelm Zinne sowie eine Diskographie und Bibliographie. Die redaktionelle Betreuung des reich bebilderten Bandes lag in den Händen von Georg Borchardt.

Im April 1994 wurde die bronzene Mahler-Büste des Prager Bildhauers Milan Knobloch in der Staatsoper eingeweiht. Bald danach kam die Idee auf, auch im Foyer der Musikhalle eine Mahler- Büste aufzustellen. Milan Knobloch erklärte sich freundlicherweise bereit, auch diese Büste zu schaffen, und zwar aus hellerem Material. Ein Aufruf an die Mitglieder unserer Vereinigung, für die Büste zu spenden, war erfolgreich.

So bildeten den Höhepunkt unserer Aktivitäten in diesem Jahr die Präsentation unseres Buches und die Enthüllung der Mahler-Büste im Foyer der Musikhalle am 27. Oktober 1996. Neben Milan Knobloch und seiner Frau waren die Kultursenatorin Frau Dr. Weiss, viele Mitglieder unserer Vereinigung, Gäste und Vertreter der Presse bei dem Festakt anwesend. Ansprachen wurden gehalten von Frau Dr. Weiss, die die Bedeutung Mahlers für die Neue Musik hervorhob, Prof. Dr. Floros und Georg Borchardt. Der Geschäftsführer der Musikhalle, Herr Benedikt Stampa, enthüllte die Büste. Die Sopranistin Michaela Kaune trug - begleitet auf dem Flügel von Prof. Gernot Kahl - fünf Wunderhornlieder von Mahler vor.

Ein weiterer Schwerpunkt unserer Arbeit im Jahre 1996 lag in der Veranstaltung von Podiumsgesprächen und Vorträgen. Im vollbesetzten Saal der Opera stabile fand eine Diskussionsrunde über Mahlers Aktivitäten statt - ein Gespräch, an dem Prof. Dr. Ruzicka, Prof. Klauspeter Seibel, Georg Borchardt und Prof. Dr. Floros teilnahmen. Dr. Gerd Albrecht mußte bedauerlicherweise absagen. Im Mittelpunkt des lebhaft wie kontrovers geführten Gesprächs standen Fragen nach möglichen Ursachen der beispiellosen und ungemindert anhaltenden Mahler- Renaissance. Walter Odrowski gestaltete im Probensaal der Musikhalle einen Konzert-Filmabend. Auf einer großen Leinwand und mit entsprechend qualifizierten Lautsprechern wurde die Achte Symphonie unter der Leitung von Klaus Tennstedt aufgeführt - eine eindrucksvolle Dokumentation der Mahler-Pflege in Großbritannien. Im Goethe-Saal des Logenhauses in der Welckerstraße hielt Prof. Dr. Floros einen Vortrag über Alban Berg und Gustav Mahler.

Ein besonderes Ereignis war die Aufführung der Siebenten Symphonie am 28. April 1996 im Großen Saal der Hamburger Musikhalle durch Jac van Steen und die Hamburger Symphoniker - ein denkwürdiges Konzert, das mit Unterstützung unserer Vereinigung stattfand. Ein Mitglied unser Vereinigung und besonderer Förderer hat einen namhaften Betrag gespendet, um dem Orchester das Engagieren der für dieses Werk zusätzlich benötigten Kräfte zu erleichtern. Vor dem Konzert gab Georg Borchardt im Probenraum der Musikhalle eine Einführung in die Symphonie.

Ein weiteres wichtiges Ereignis war die Aufführung des „Klagenden Liedes“. Gary Bertini dirigierte dieses „Opus 1“ von Gustav Mahler im Philharmonischen Konzert am 12. und 13. Mai 1996 in der Hamburger Musikhalle, und zwar in der vollständigen, dreiteiligen Fassung, also einschließlich des von Mahler später gestrichenen „Waldmärchens“. Zu diesem Anlaß fand am 12. Mai 1996 im Hause der Patriotischen Gesellschaft in Hamburg ein von der Philharmonie und unserer Vereinigung gemeinschaftlich veranstaltetes Podiumsgespräch statt, an dem Dr. Klaus Angermann, Prof. Dr. Martin Zenck, Prof. Dr. Floros und Georg Borchardt teilnahmen. Bei diesem Gespräch ging es auch um die Frage, warum dieses Werk relativ selten aufgeführt wird.

Zu erwähnen bleibt das Konzert der Hamburger Symphoniker am 15. Dezember 1996 in der Hamburger Musikhalle. Miguel Gómez-Martinez dirigierte neben den Rückert-Liedern von Mahler die Neunte Symphonie von Anton Bruckner. Georg Borchardt gab vor dem Konzert eine Einführung. Anzuführen wäre in diesem Zusammenhang noch, daß im Jahre 1996 insgesamt sechs Aufführungen stattfanden, an denen unsere Vereinigung mit Info-Tisch präsent war.

Aktivitäten 1995

Aktivitäten 1995

Der positive Trend, der sich in den vergangenen Jahren abzeichnete, setzte sich auch 1995 fort. Unsere Vereinigung gehört heute zu den stärksten kulturellen Organisationen in Norddeutschland. Im vergangenen Jahr konnten wir 33 neue Mitglieder begrüßen. Die Anzahl unserer Mitglieder beträgt heute 414. Symptomatisch für die Resonanz, die unsere Arbeit findet, ist, daß die Kultursenatorin Dr. Christina Weiss in einem Brief unsere bisherigen Aktivitäten ausdrücklich hervorhob und uns zu unserer Initiative beglückwünschte, eine Büste von Gustav Mahler in der Musikhalle aufzustellen.

Wie in den vergangenen Jahren, so fanden auch 1995 zahlreiche Vorträge, Diskussionsabende und sonstige Veranstaltungen statt, die wir ausgerichtet bzw. mitveranstaltet haben. Unser Mitglied Dr. Eberhard Stromberg hielt im Hotel Plaza einen hochinteressanten Vortrag über „Thomas Mann und Gustav Mahler“. Diese Veranstaltung wurde in Zusammenarbeit mit dem Richard Wagner Verband durchgeführt. Dann fand im Logenhaus in der Reihe „Mahler und die Folgen“ eine Podiumsdiskussion statt. Prof. Dr. Ruzicka diskutierte mit Georg Borchardt, Thomas Schäfer und mit Prof. Dr. Floros über den Einfluß Gustav Mahlers auf sein Musikdenken und auf sein Komponieren. In der Reihe der Sonntagsmatinéen sprach unser Mitglied Dr. Otto Brüggemann im Hotel Plaza über Mahlers Orchesterbearbeitung von Franz Schuberts Streichquartett „Der Tod und das Mädchen“. Wieder in der Reihe „Mahler und die Folgen“ sprach Georg Borchardt im Probensaal der Musikhalle über „Alfred Schnittke und Gustav Mahler“. Dabei konnte er sich auch auf ein ausführliches Interview stützen, das er mit Schnittke geführt hatte. Anhand mehrerer Klangbeispiele erörterte er das Verhältnis Schnittkes zu Mahler.

Georg Borchardt stellte bekanntlich in seiner Montage „Die verlorene Feldwacht“ Texte von Karl Kraus mit Liedern von Gustav Mahler zusammen. Im April wurde diese Montage von Studierenden der Hamburger Hochschule für Musik und Darstellende Kunst zweimal aufgeführt, im kleinen Saal der Hamburger Musikhalle und in der Kaufmannsdiele des Museums für Hamburgische Geschichte.

Am 7. November 1995 fand in der Katholischen Akademie unsere bisher größte Veranstaltung statt. Gilbert Kaplan - der bekannte amerikanische Mahler-Kenner und Dirigent - sprach vor ca. 300 Zuhörern über die „Innenwelt der Zweiten Symphonie von Gustav Mahler“. In der sich anschließenden Podiumsdiskussion diskutierte er mit Prof. Dr. Ruzicka, Georg Borchardt und Prof. Dr. Floros über Fragen der Mahler-Interpretation und über sein Verhältnis zu dem großen Symphoniker. In die Diskussion wurde auch der Zuhörerkreis einbezogen. Unsere Mitglieder Frau Suzan Meves und Herr Matthew Harris wirkten als Dolmetscher mit. Diese Veranstaltung erfolgte in Zusammenarbeit mit der Musikhochschule, dem NDR und dem amerikanischen Generalkonsulat.

Am 10. und 11. November 1995 wurde die Auferstehungssymphonie in der St. Michaeliskirche aufgeführt. Gilbert Kaplan dirigierte das NDR-Sinfonieorchester. Es sangen Barbara Bonney und Janis Taylor, und es wirkten der NDR-Chor und der WDR-Chor mit. Beide Konzerte, die in Zusammenarbeit mit unserer Vereinigung stattfanden, waren ausverkauft und fanden viel Beachtung. In Verbindung mit unserer Vereinigung brachte übrigens der NDR eine anspruchsvolle Programmbroschüre heraus, die Beiträge von Gilbert Kaplan, Prof. Dr. Floros, Georg Borchardt und Hans Christoph Worbs enthielt.

Im Rahmen der „Klassik Tage 1995“ in St. Michaelis wurde Mahlers Sechste Symphonie mit dem Israel Philharmonic Orchestra unter Zubin Mehta aufgeführt. Vor diesem Konzert gab Georg Borchardt in der Krypta des Michels eine Einführung in das Werk, die viel Anklang fand. Schließlich gestaltete das „Commedia Theater“ (Hamburg) in Zusammenarbeit mit unserer Vereinigung einen musikalisch-literarischen Nachmittag unter dem Motto „Das Wunderhorn“. Jacqueline Zander sang Wunderhorn-Lieder von Mahler, und Dieter Pusch las heitere Prosa und Lyrik von mehreren Dichtern. Im übrigen fanden in Hamburg und in Norddeutschland drei Ballettabende mit Musik von Gustav Mahler und nicht weniger als neun Konzerte statt, an denen unsere Vereinigung mit Info- Tisch, regelmäßig betreut von Georg Borchardt und dem Ehepaar Kuhn, vertreten war.

Aktivitäten 1994

Aktivitäten 1994

Kurz nachdem die Mahler-Büste von Milan Knobloch heil in Hamburg angekommen war, nahmen wir Kontakt mit Prof. Dr. Ruzicka auf. Spontan war er von unserer Idee begeistert, die Büste in der Hamburger Staatsoper aufstellen zu lassen.

Am 17. April 1994 fand der Festakt anläßlich der Einweihung statt, zu dem die Staatsoper einlud. Anwesend waren neben Milan Knobloch und seiner Frau zahlreiche Mitglieder unserer Vereinigung und viele Gäste. Ansprachen wurden von Frau Stähr, der Sprecherin der Staatsoper als Vertreterin des erkrankten Intendanten, von Georg Borchardt und von Prof. Dr. Floros gehalten. Hervorgehoben wurden der hohe künstlerische Wert und der visionäre Ausdruck der Büste, bei deren Konzeption Milan Knobloch sich an Bildnissen aus Mahlers Hamburger Zeit orientierte. Umrahmt wurde der Festakt von Wunderhorn-Liedern und einer Aufführung des Kopfsatzes des frühen Klavierquartetts in a-moll.

Im Jahre 1994 hat unsere Vereinigung drei Matinéen, einen Vortrag und einen Diskussionsabend veranstaltet bzw. mitveranstaltet. Die erste Matinée im Hotel Plaza galt dem wichtigen Thema “Gustav Mahler und das Wort“ mit aufschlußreichen Referaten von Alexander Odefey und Georg Borchardt. Die nächste Matinée, gleichfalls im Hotel Plaza, wurde gemeinsam von unserer Vereinigung und der Internationalen Carl Maria von Weber Gesellschaft veranstaltet. Geplant war ein Gespräch zwischen Freiherrn von Weber, dem Urenkel des Komponisten, und Georg Borchardt. Leider konnte Herr von Weber aus Krankheitsgründen nicht daran teilnehmen. Die Matinée wurde durch Georg Borchardt bestritten, der einen Vortrag über “Gustav Mahler und Carl Maria von Weber“ hielt. Er ging auf Mahlers Bearbeitung der “Drei Pintos“ ein und brachte zahlreiche Klangbeispiele.

Im Goethe-Saal in der Welckerstraße hielt Prof. Dr. Floros einen Vortrag über „Tag und Nacht in Wagners Tristan und in Mahlers Siebenter Symphonie“. Diese Veranstaltung wurde gemeinsam von unserer Vereinigung und dem Richard Wagner Verband durchgeführt. Ebenfalls gut besucht war der Diskussionsabend in der Evangelischen Akademie an dem Dr. Gerhard Schneider eine Einführung in Mahlers letztes Werk, die unvollendete Zehnte Symphonie, gab. Er referierte über verschiedene Aspekte des Werkes, zeigte Faksimila und führte eine Einspielung der Cooke- Fassung unter der Leitung von Kurt Sanderling vor.

Zu einem vollen Erfolg wurde schließlich die Matinée im Probensaal der Musikhalle. Dank Herrn Walter Odrowski, der uns freundlicherweise seine hochmoderne Projektionsanlage zur Verfügung stellte, konnten wir einen Film-Mitschnitt einer Aufführung der „Auferstehungssymphonie“ unter Leonard Bernstein aus dem Jahre 1973 zeigen. Zuvor gab Prof. Dr. Floros eine Einführung in dieses zentrale Werk, das im Dezember 1894 - also vor fast genau 100 Jahren - in Hamburg vollendet wurde.

Im großen Saal der Musikhalle fand ein Konzert des Orchesters der Hamburger Musikhochschule unter der Leitung von Prof. Klauspeter Seibel in Verbindung mit unserer Vereinigung statt - ein Konzert, an dem Wunderhorn-Lieder aufgeführt wurden. Auch an einem Konzert des Hamburger Jugendorchesters unter Marius Bazu in der Musikhalle hat unsere Vereinigung mitgewirkt. Frau Kammersängerin Judith Beckmann sang die Rückert-Lieder. Im zweiten Teil des Konzerts wurde Anton Bruckners Zweite Symphonie aufgeführt.

In Hamburg, in Flensburg, in Güstrow und in Hannover fanden nicht weniger als zwölf Mahler- Konzerte und ein Ballettabend mit der Zehnten Symphonie statt. An allen diesen Konzerten war unsere Vereinigung mit einem Informationstisch präsent.

Aktivitäten 1993

Aktivitäten 1993

Ermutigt von dem Widerhall, den unsere Diskussionsabende im vergangenen Jahr fanden, setzten wir auch 1993 unsere Bemühungen in dieser Richtung fort. Daneben konzentrierten sich unsere Aktivitäten auf zwei weitere Ziele, nämlich erste Vorbereitungen für eine Buchveröffentlichung und den Ankauf einer Mahler-Büste.

Unsere Vereinigung hat fünf Diskussionsabende veranstaltet bzw. mitveranstaltet. Vier Abende fanden in der Evangelischen Akademie statt. Der erste Abend galt dem Spätwerk Gustav Mahlers. Thomas Schäfer sprach über “Zerfall und Affirmation in Mahlers Spätwerk“ und Prof. Dr. Floros trug “Neue Thesen über die Zehnte Symphonie“ vor. Prof. Dr. Vladimir Karbusicky sprach auf der nächsten Veranstaltung über das Thema “Wer war Mahlers Hamburger Freund Johann Bohuslav Foerster?“. Anhand bisher unveröffentlichten Materials porträtierte er Foerster, beleuchtete seine Beziehungen zu Mahler und steuerte neue Beobachtungen zur Biographie Mahlers bei. Erfolgreich verlief auch der dritte Abend, an dem drei junge Hamburger Komponisten, Jochen Neurath, Kay lvo Nowáck und Johannes Harneit, über den Einfluß Mahlers auf die Musik unserer Zeit referierten. Alle drei sprachen über ihr Verhältnis zu Mahler und über die Bedeutung seiner Musik für ihr eigenes Schaffen. Schließlich berichteten dann Dorrit und Hans-Heinrich Kuhn über ihre “Pilgerfahrten“ zu Mahler-Stätten in Österreich und in der Tschechoslowakei. Den Höhepunkt der Veranstaltungsreihe bildete die von der Philharmonie und unserer Vereinigung gemeinsam durchgeführte Veranstaltung einer Gesprächsrunde über das “Lied von der Erde“ in der Opera stabile. An dem Gespräch nahmen Prof. Gerd Albrecht, Prof. Dr. Ruzicka, Prof. Dr. Floros und Georg Borchardt teil. Als Solistin wirkte Ning Liang mit, die von Rainer Mühlbach am Klavier begleitet wurde.

Große Folgen für unsere Vereinigung hatte die Reise von Frau und Herrn Kuhn nach Böhmen. Im Mahler-Museum in Humpolec entdeckten sie die überaus ausdrucksstarke Mahler-Büste des bekannten Prager Bildhauers Milan Knobloch und waren von ihr fasziniert. Auf einer Vorstandssitzung warfen sie die Frage auf, ob es möglich wäre, die Büste zu erwerben. Die von uns gestartete Spendenaktion war so erfolgreich, daß wir die Büste kaufen konnten. Sie steht jetzt in Hamburg, und wir haben uns viele Gedanken über die Frage gemacht, wo die Büste aufzustellen sei. (Weiteres im nächsten Jahr ...)

Schließlich wurde auf der Jazz Welle plus live ein Rundfunkinterview über unsere Vereinigung gesendet. Francois Presley befragte Georg Borchardt und Prof. Dr. Floros über Mahlers Tätigkeit in Hamburg und über die Ziele unserer Vereinigung.

Aktivitäten 1992

Aktivitäten 1992

Zu den wichtigsten Zielsetzungen unserer Vereinigung gehört die Verbreitung der Musik Gustav Mahlers in Norddeutschland. Besonders wichtig erscheint uns dabei, Voraussetzungen für ein tieferes Verständnis seiner Musik zu schaffen. Wir waren uns in der Auffassung darin einig, daß wir dieses Ziel durch die Veranstaltung von Abenden mit Vorträgen, Referaten und Diskussionen erreichen könnten. Diese Zusammenkünfte sollten den Gedankenaustausch innerhalb der Vereinigung fördern und das Interesse einer breiteren Öffentlichkeit auf sich ziehen. Wir dachten, dieses Ziel am besten durch die Kooperation mit anderen Institutionen des Hamburger Kulturlebens erreichen zu können, und intensivierten unsere Kontakte zur Hamburgischen Staatsoper, deren Intendant - Prof. Dr. Ruzicka - Mitglied unseres Kuratoriums ist, ferner zur Katholischen Akademie Hamburg, zum Übersee-Club, zur Pfitzner-Gesellschaft und auch zur Scharwenka-Gesellschaft, deren Sitz in Lübeck ist.

Unsere Vereinigung hat im Jahre 1992 nicht weniger als sieben Diskussionsabende veranstaltet bzw. mitveranstaltet. Zu erwähnen ist in erster Linie die Podiumsdiskussion zur Hamburger Erstaufführung von Mahlers Zehnter Symphonie am 19. Januar 1992 - eine Veranstaltung, die von der Hamburgischen Staatsoper initiiert und unter der Leitung von Prof. Dr. Ruzicka und der Mitwirkung unserer Vereinigung im ausverkauften Probensaal der Musikhalle stattfand. Die Gesprächsteilnehmer waren Berthold Goldschmidt, Hans Wollschläger, Dr. Peter Revers (Wien) und Prof. Dr. Floros. Im Mittelpunkt des Gesprächs stand die umstrittene Frage nach der Berechtigung und dem Wert der von Deryck Cooke erstellten “Konzertfassung“ dieses Werkes.

Unser erster Diskussionsabend fand in der Evangelischen Akademie über das Thema “Gustav Mahler heute“ statt. Im Anschluß an die Referate von Georg Borchardt, Prof. Dr. Floros und Dr. Gerhard Schneider entzündete sich eine überaus rege Diskussion. Gleichfalls in der Evangelischen Akademie zeigten Frau und Herr Kuhn einen Videofilm mit einer Aufnahme des “Liedes von der Erde“ unter der Leitung von Simon Rattle.

Auf großes Interesse stieß die Soirée in der Katholischen Akademie am 9. September 1992 “Über das Religiöse bei Gustav Mahler“. Der bekannte Theologe Prof. Dr. Eugen Biser (München) hielt einen Vortrag über das Thema “Der erhebende Klang - Zur Entstehung der musikalischen Inspiration am Beispiel Gustav Mahlers“, Prof. Dr. Floros sprach über “Religiöse Momente in Mahlers Symphonik“. Beide Vorträge liegen inzwischen in einer Broschüre vor, die mit Unterstützung unserer Vereinigung gedruckt worden ist.

Großer Erfolg war der Uraufführung der vierhändigen Klavierfassung der Siebenten Symphonie beschieden - einer von der Hamburgischen Staatsoper und der Scharwenka-Gesellschaft unter Mitwirkung unserer Vereinigung im Spiegelsaal des Museums für Kunst und Gewerbe am 4. Oktober 1992 erfolgten Veranstaltung. Frau Prof. Evelinde Trenkner und Frau Silvia Zenker trugen die von Alfredo Casella erstellte Klavierfassung vor.

Unser dritter Diskussionsabend war dem Adagietto der Fünften Symphonie gewidmet. Alexander Odefey, Prof. Dr. Floros, Georg Borchardt und Dr. Schneider referierten über die Entstehungsgeschichte und die Popularität des berühmten Satzes und präsentierten die von Gilbert Kaplan herausgegebene monumentale Faksimileausgabe. Prof. Gerd Albrecht und Prof. Dr. Floros debattierten auf einer weiteren Veranstaltung über verschiedene Aspekte des Mahlerschen Lebens und Schaffens sowie über dessen Aktualität. Von der Pfitzner-Gesellschaft initiiert und unter Mitwirkung unserer Vereinigung fand im Lichtwark-Saal ein Mahler-Pfitzner-Abend statt. Prof. Dr. Johann Peter Vogel (Berlin) sprach über “Mahler, Pfitzner und ihre Nähe zum Volkslied“. Es wurden Lieder von Pfitzner und Mahler vorgetragen.

Besonders erfreulich war es, daß die von Georg Borchardt konzipierte Ausstellung “Gustav Mahlers Hamburger Jahre 1891-1897“ so viel Resonanz fand, daß sie auch außerhalb Hamburgs gezeigt wurde, und zwar in Uetersen, in der Konzertscheune Salzau im Rahmen des Schleswig-Holstein Musikfestivals und in der Kieler Oper. Georg Borchardt hielt bei den Eröffnungen Ansprachen.

Aktivitäten 1991

Aktivitäten 1991

Im Sinne unserer Zielsetzung - nämlich zu erreichen, daß Hamburg sich als Mahler-Stadt profiliert - war das Jahr 1991 der bisherige Höhepunkt unserer Aktivitäten.

Die “Mahler-Matinée“ fand fast genau auf den Tag hundert Jahre nach dem Tag von Mahlers erstem Dirigat als Chefdirigent der Hamburger Oper am 30. März 1991 statt, und unsere Vereinigung war neben dem Senat und der Staatsoper der Dritte im Bunde. Die Veranstaltung begann mit dem Widmungsakt bei der Enthüllung des Straßenschildes “Gustav-Mahler-Platz“. Prof. Dr. von Münch würdigte in seiner Ansprache u.a. die Verdienste unserer Vereinigung um die Schaffung dieses Platzes, und aus einem Fenster des nah gelegenen Staatsopern-Verwaltungsgebäudes erklang die von einem Philharmoniker geblasene Melodie des Posthornsolos aus Mahlers Dritter Symphonie. Im Opernhaus sang dann die enthusiastisch gefeierte Christa Ludwig, von Charles Spencer am Flügel begleitet, Lieder von Mahler und empfing von uns das lebend-symbolische Zeichen unserer Vereinigung - eine rote Rose. Zur anschließenden Eröffnung der Ausstellung “Gustav Mahlers Hamburger Jahre 1891 - 1897“ im Foyer der Oper sprach Dr. Peter Ruzicka. Bei der Matinée war Marina Mahler, die Enkelin Gustav Mahlers, zugegen.

Unsere Vereinigung sorgte später für eine weitere bleibende Mahler-Widmung im Stadtbild Hamburgs, als wir am Sonntagvormittag, 3. November 1991, die von uns gestiftete granitene Gedenktafel am Mahler-Haus Bundesstraße 10, die die Inschrift trägt “In diesem Hause wohnte Gustav Mahler (1860- 1911) im Jahre 1892“, enthüllten.

Am 14. November 1991 fand auf Anregung und Einladung des Kieler Generalmusikdirektors, Prof. Klauspeter Seibel, am Vorabend seiner norddeutschen Erstaufführung von Mahlers Zehnter Symphonie in der Fassung von Deryck Cooke ein Symposium im Kieler Sophienhof statt, an dem Seibel selbst, Berthold Goldschmidt, Prof. Dr. Floros, Prof. Dr. Peter Petersen und Georg Borchardt als Gesprächsleiter teilnahmen.

Es war für uns eine Ehrenpflicht, das Gedenkkonzert für Leonard Bernstein in der Holstenhalle zu Neumünster zu besuchen, das am 25. August 1991, seinem Geburtstag, stattfand. Christoph Eschenbach dirigierte die Auferstehungssymphonie.

Aktivitäten 1990

Aktivitäten 1990

Unsere Absicht ist es von vornherein gewesen, alles Erdenkliche zu tun, um 1991 zu einem Jubiläumsjahr werden zu lassen. Vor hundert Jahren, Ende März 1891 nahm Gustav Mahler seine Tätigkeit als Kapellmeister am Hamburger Stadttheater auf. Wir wollten die Musikfreunde in der Hansestadt daran erinnern und das Jubiläum festlich begehen. Vier verschiedene Aktivitäten schwebten uns vor: die Schaffung einer Gustav-Mah1er-Straße, die Durchführung einer Ausstellung über Mahlers sechs Hamburger Jahre, die Anbringung einer Gedenktafel an dem Haus in der Bundesstraße Nummer 10 und die Veranstaltung eines Konzertes.

Der Zweite Bürgermeister Prof. Dr. von Münch teilte uns mit, daß er unsere Anregung gerne aufgegriffen und sich wegen der Neubenennung eines Straßenabschnitts an die zuständige Senatorin gewandt habe. Darauf erhielten wir einige Monate später die Mitteilung, daß die Bezirksversammlung der Benennung des “Gustav-Mahler-Platzes“ zugestimmt habe. Mittlerweile hatten wir uns viele Gedanken über die Realisierung der Ausstellung über das Wirken Mahlers in den Jahren 1891 bis 1897 in Hamburg gemacht. In einem späteren Gespräch zeigte sich Prof. Dr. von Münch den Zielen unserer Vereinigung wieder sehr aufgeschlossen. Er schlug vor, die Einweihung des Gustav-Mahler-Platzes im Frühjahr 1991 vorzunehmen, und empfahl uns, Kontakt mit Dr. Peter Ruzicka aufzunehmen. Der Intendant der Hamburgischen Staatsoper regte an, die Ausstellung in der Staatsoper zu machen, sie am Tage der Einweihung des Gustav-Mahler-Platzes zu eröffnen und gleichzeitig ein Konzert mit Christa Ludwig zu veranstalten.

In unsere Überlegungen im Sommer und im Herbst 1990 bezogen wir auch unseren Ehrenpräsidenten Leonard Bernstein ein. Wir dachten daran, daß es großartig wäre, wenn er dem Festakt der Einweihung des Gustav-Mahler-Platzes beiwohnen würde, und wir haben auch Schritte unternommen, um ein Festkonzert mit zu veranstalten, das er im Rahmen des Schleswig-Holstein Musikfestivals im Sommer 1991 dirigieren sollte. Bedauerlicherweise vereitelten seine Krankheit und sein Heimgang diese Pläne.

Nun zu der Anbringung der Gedenktafel am Haus in der Bundesstraße Nummer 10. Bereits am 22. Januar 1990 wandten wir uns an den Eigentümer des Hauses mit der Bitte, die Gedächtnistafel anbringen zu dürfen. Nach längerem Schriftwechsel erteilte er uns erfreulicherweise die Genehmigung, und wir dachten daran, schon im Herbst des vergangenen Jahres die Tafel am Gebäude anzubringen - eine Absicht, die sich leider im wahrsten Sinne des Wortes zerschlug, weil die von einer Südtiroler Firma generös gespendete Steintafel zerbrochen in Hamburg ankam und wir nicht so schnell Ersatz beschaffen konnten.

Einige weitere Ereignisse, die in den Zeitraum des Berichtjahres fallen: Am 14. und 15. Januar 1990 veranstaltete der NDR in der Hamburger Musikhalle zusammen mit unserer Vereinigung ein Konzert seines Sinfonieorchesters mit Schostakowitsch‘ Erstem Violinkonzert und Mahlers Fünfter Symphonie unter der Leitung von Emil Tschakarov. Große Resonanz fand übrigens eine Veranstaltung am 4. Mai 1990, zu der wir die Mitglieder unserer Vereinigung und viele Gäste einluden und in der Prof. Dr. Floros und Georg Borchardt über Mahlers Auferstehungssymphonie sprachen.

 

Über Leonard Bernstein

Constantin Floros

 

Sehr verehrte Damen und Herren, liebe Freunde,

Leonard Bernstein, der Ehrenpräsident unserer Vereinigung, ist am 14. Oktober verstorben. Der zweite Teil dieses Abends ist als Gedenkstunde gedacht. Es ist nicht meine Absicht, einen Nachruf auf den weltberühmten Künstler zu versuchen. Ich möchte vielmehr einige Worte zu einem Thema sagen, dem ich besondere Bedeutung beimesse: Die Beziehung Bernsteins zu Gustav Mahler. Bernstein ist einmal gefragt worden, ob er sich mit Mahler identifiziere. Er verneinte die Frage nicht, sprach vage und andeutungsweise von Ähnlichkeit. Ich glaube, daß Mahler Bernsteins Leitbild war und daß er seine Entwicklung als geistiger Mensch entscheidend beeinflußt hat.

Bernstein ist einer der universellsten Musiker unserer Zeit gewesen, vielleicht der universellste. Er war nicht nur als Dirigent und Komponist weltberühmt, sondern auch als Pianist, Liedbegleiter und Musikpädagoge. Er dirigierte und komponierte. Er selbst sprach von einem Hin- und hergerissen-Sein zwischen Darstellen und Schaffen und meinte, diese Kluft könne einen schizophrenen Effekt bewirken. Denn die eine Arbeit finde in größter Öffentlichkeit und die andere in größter Einsamkeit statt. Und er erklärte seine zeitraubende Tätigkeit als Dirigent aus einem starken Kommunikationsbedürfnis heraus. Er verspürte in sich den Drang, die Erregung und Begeisterung, die ihm zur Musik einfiel, mit möglichst vielen Menschen zu teilen.

Ähnlich mag es Gustav Mahler ergangen sein. Das Komponieren war sein Lebensinhalt. Er beklagte sich darüber, daß er nicht genügend Zeit zum Komponieren habe, weil ihn das Schicksal an die Galeere Theater gekettet hatte. Aber er konnte sich von dem Dirigieren auch dann nicht loslösen, als er es eigentlich aus finanziellen Gründen nicht nötig hatte, öffentlich aufzutreten. Nach seinem Scheiden aus der Wiener Hofoper behielt er seine Lebens- und Arbeitsgewohnheiten bei: Während der Saison dirigierte er, in den Sommermonaten komponierte er. Vieles deutet darauf hin, daß Mahler den Kontakt mit dem Publikum brauchte, auf ihn nicht verzichten mochte und konnte.

Bernstein verbindet mit Mahler seine Zugehörigkeit zum Judentum, und bei beiden sprengt eine tief empfundene Religiosität die konfessionellen Schranken. Der Jude Mahler konvertierte zum Christentum und fühlte sich zum Ritus der katholischen Kirche hingezogen, doch vermochte er nicht, das lateinische Glaubensbekenntnis zu vertonen. Dafür verstand er die Achte Symphonie als seine Messe und zugleich als sein “Geschenk an die Nation“. Sowohl die Zweite als auch die Achte Symphonie verleihen seinem persönlichen religiösen Glauben Ausdruck. Bernstein kam als Nachfolger einer Rabbinerfamilie und Sohn eines tief gläubigen Vaters auf die Welt. Für seine geistliche Musik ist jedoch das Nebeneinander von jüdischem und christlichem Gedankengut bezeichnend. Nachdem er die Chichester Psalms in hebräischer Sprache vertont hatte, komponierte er eine Messe, der sowohl der lateinische Text des Ordinarium Missae als auch englische Texte zugrunde liegen. Er betrachte seine Messe - so äußerte er später - als eine “rein religiöse Aussage“, aber nicht als ein Werk, das “im Zusammenhang organisierter Religion“ aufgeführt werden sollte.

Mahlers wie Bernsteins Wesen ist weiter die Vereinigung scheinbar extremer Gegensätze eigen: Die Vereinigung bohrender Intellektualität und exzessiver Emotionalität. Bei beiden paarte sich Gefühlsüberschwang mit zersetzendem Verstand. Diese Verwandtschaft im Wesen beider vermag vielleicht zu erklären, warum Bernstein ein genialer Mahler-Interpret geworden ist, der Mahlers Vortragsanweisungen und Intentionen erfaßte und kongenial in die Praxis umzusetzen vermochte. Seine Einspielungen Mahlerscher Werke bilden Marksteine in der Geschichte der Mahler-Interpretation. Herrlich ist Bernsteins Einfall zum Beispiel, das Solo im Finale der Vierten Symphonie von einem Knaben singen zu lassen. Zwar hatte Mahler an den Vortrag durch eine Sängerin gedacht; doch wollte er das Lied “mit kindlich heiterem Ausdruck“ vorgetragen wissen.

Seine Popularität als Komponist verdankt Bernstein nicht nur seinem Musical “West Side Story“, das ein Welterfolg geworden ist, sondern nicht zuletzt der eigentümlichen Vereinigung verschiedener Stilarten in vielen seiner Werke. Eines seiner wichtigsten Anliegen war es, eine Brücke zwischen der ernsten und der unterhaltenden Musik zu schlagen. Es hat den Anschein, als wollte er die Klassik mit dem Jazz und der Popart versöhnen. In vielen seiner Kompositionen springt er plötzlich von der einen Stilart in die andere - ein Verfahren, das ihm den Vorwurf des baren Eklektizismus eintrug. Zu seiner Rechtfertigung verwiesen seine Anhänger darauf, daß Ähnliches sich bei Mahler ereigne, bei Mahler, in dessen Werken nach dem berühmten Diktum Theodor W. Adornos des öfteren die “untere Musik“ in die “hohe“ Kunst eindringt. Man muß freilich einräumen, daß dieser Vergleich, dieser Parallelismus ein wenig hinkt. Bernstein war erpicht auf Breitenwirkung, es ging ihm offenbar um die Schaffung einer echt amerikanischen neuen Musik, die mehrere Schichten der Bevölkerung ansprechen sollte. Er wollte eine Musiksprache schaffen, die unverkennbar amerikanisch klingt und meinte, die Zukunft der amerikanischen Musik läge wahrscheinlich in den Händen von Komponisten, die in beiden Welten zu Hause sind: in der des Jazz und in der des Konzertsaals.

Interessant und aufschlußreich sind seine Erörterungen über das Wesen der Kunst. “Ich glaube“, so sagte er einmal, “dies ist der wichtigste Aspekt jeder Kunst - daß sie nicht vorsätzlich aus dem Kopf eines Menschen entstanden ist.“ Bernstein hielt wenig von rein intellektuell entstandener Musik. Er glaubte daran, daß der Komponist in einem tranceartigen Zustand empfange und daß fast alle Komponisten meistens im Liegen komponierten. Um diese seine Ansicht zu untermauern, berief er sich auf die Autorität von Carl Gustav Jung, sprach von Persona und Anima (er war im psychologischen Schrifttum gut bewandert ) und meinte, daß echte Kunst aus dem Unbewußten entstehe. Den wirklich wertvollen Stoff der Kunst bilde das wesentlich von Gott gesandte Visionäre. Ähnliche Ansichten hatte schon Mahler geäußert. Über die Entstehung der Achten Symphonie sagte er, er habe unter Zwang gearbeitet, es sei wie eine blitzartige Vision gewesen, das ganze sei sofort vor seinen Augen gestanden, und er habe es nur aufzuschreiben gebraucht - als ob es ihm diktiert worden wäre.

Bedeutende Musik war für Leonard Bernstein nicht nur bloßes Klangspiel, sondern weit mehr. Die großen Kunstwerke unterscheiden sich seiner Ansicht nach von den anderen durch die einmalige und unverwechselbare Atmosphäre, die sie verbreiten. Wie Arnold Schönberg, glaubte er fest daran, daß bedeutende Musik eine Botschaft überbringe und er hatte auf recht intuitive Weise auch die Botschaft der letzten Symphonien Mahlers erfaßt. Seine Musik wurde - so meinte er - nach seinem Tod fünfzig Jahre vernachlässigt, weil die Botschaft, die uns die Neunte Symphonie überbrachte, eine Botschaft war, die die Welt nicht hören wollte. “Was war es, das Mahler gesehen hatte?“, fragte Bernstein, und er antwortete: “Drei Arten des Todes: Zuerst seinen eigenen bevorstehenden Tod, dessen Nähe er sich durchaus bewußt war . . . Zweitens den Tod der Tonalität, was für ihn den Tod der Musik an sich bedeutete, der Musik, wie er sie kannte und liebte . . . Und, schließlich seine dritte und wichtigste Vision: Der Tod der Gesellschaft, der Tod unserer faustischen Kultur.“

Und ich möchte schließen mit den Folgerungen, die Bernstein aus diesen Betrachtungen zog. “Wenngleich wir unsere Sterblichkeit akzeptieren“, meinte er‚ “so fahren wir doch in unserer Suche nach der Unsterblichkeit fort. Wir mögen glauben, daß alles vergänglich ist, sogar, daß alles vorüber ist: Dennoch glauben wir an eine Zukunft. Wir glauben.“

 

In memoriam Leonard Bernstein

Georg Borchardt

 

Wir wußten uns durch Gustav Mahler mit Leonard Bernstein verbunden, wenn ich das so sagen darf. Wir werden es auch nach seinem Tode wahrscheinlich für immer sein. Die Spuren seines Wirkens sind so deutlich und zahlreich, er hat sich uns musikalisch, bildlich und auch durch das Wort so eingeprägt, daß es schwer vorstellbar ist, ihn jemals aus dem Gedächtnis und aus dem Herzen zu verlieren. Leonard Bernstein hat sich mit Gustav Mahler in mehrfachen Zusammenhängen identifiziert - er hat bekannt, daß er beim Dirigieren manchmal das Gefühl hatte, als habe er diese Musik selber komponiert, und das gilt besonders für Mahlers Symphonien und Vokalwerke: Das war für ihn ein geheimnisvoller Akt der Einswerdung. Identifiziert hat er sich mit Mahler vielfach unbewußt als Komponist und sehr prononciert auch als Jude.

Er war vor allem auch als Mahler-Interpret groß, und wer ihn als Ausleger und Vorkämpfer Mahlers erlebte, dem sagte er sehr viel über sich selbst. Es war charakteristisch für ihn, daß Einsicht und Emotion, Gedanke und Einfühlung bei ihm nicht getrennt fungierten, sondern sich wechselseitig durchdrangen. Alle seine künstlerischen Lebensäußerungen wirkten verschwenderisch hingebungsvoll und nahezu unerschöpflich. Die Nachricht im Sommer, er habe eine Tournee wegen Erschöpfung absagen müssen, schien unglaubhaft. Seine rückhaltlose Hingabe wirkte inspirierend auf alle, die mit diesem einzigartigen Musikgenie zu tun hatten. Von allen bedeutenden Künstlern, die sich rühmend über die Zusammenarbeit mit ihm als Dirigenten geäußert haben, hat Christa Ludwig es am knappsten formuliert: “Er ist der Größte.“

Auf die Frage nach dem Ursprung seiner umfassenden Großartigkeit könnte Gustav Mahler selbst die Antwort geben. Sie lautet: “Ein allmächtiges Liebesgefühl.“ In dieser Formel faßte Mahler den Sinn seiner “Auferstehungssymphonie“ zusammen: Aus ihr erhellt, was „Urlicht“ bedeutet. Leonard Bernstein war von dem “allmächtigen Liebesgefühl“ glühend durchdrungen - seine Genialität lag in der Fähigkeit, aus dieser Fülle zu schöpfen und mit Geisteskraft und Klarheit aufs freigiebigste zu spenden, und in diesem Sinne war er ein Erleuchteter und ein Gesegneter.

Den Zugang zu diesem Kraftquell mußte Leonard Bernstein freilich immer wieder von neuem in endloser Arbeit erkämpfen. Er war ein Suchender auch da, wo es ihn zur Philosophie, zur Pädagogik und unter vielem anderen auch zum politischen Engagement drängte. Und weil er ein Suchender und Lernender war, wußte er auch so gut, wie man denen weiterhelfen kann, die die Musik zu entdecken wünschen und sich in ihr wiederzufinden hoffen.

Er hat unsere Bemühungen um Gustav Mahler, die Gründung und die Ziele unserer Vereinigung sofort bejaht, als ich ihn in der Salzauer Musikfestival-Scheune nach einer Orchesterprobe im Sommer 1988 darum bat, unser Ehrenmitglied zu werden. Es schien mir ein gutes Vorzeichen, daß auf dem Tischchen, an dem er saß, eine kleine Vase mit roten Rosen stand. Später, in Neumünster, willigte er im Gespräch mit mir dann ein, unser Ehrenpräsident zu werden, mit den unvergeßlich freundlichen Worten: “That’s the least I can do for you, my dear! (Das ist doch das geringste, was ich für Sie tun kann, mein Lieber!)“ Seine Ehrenpräsidentschaft war eine große Auszeichnung für uns, und sie wird uns symbolisch erhalten bleiben.

Wir bestätigten Leonard Bernstein die These seines Essays, dessen Überschrift lautet: “Seine Zeit ist gekommen!“ Der Titel ist eine Variation von Gustav Mahlers Prophezeiung:

“Meine Zeit wird kommen.“

Leonard Bernstein sah in Mahler einen Koloß, der mit dem linken Fuß im 19. Jahrhundert steht und mit dem rechten die Schwelle zum 20. Jahrhundert überschreitet, einen Seher, der alles Unheil unseres Jahrhunderts voraussah und in seiner Musik ankündigte. Er sah ihn janusköpfig, doppelgesichtig und sagte: “Es war Mahler auferlegt, den phantastischen Schatz der deutsch-österreichischen Musik von Bach bis Wagner zusammenzufassen, einzuschreinen und zu bestatten. Er holte sich alle Grundelemente der deutschen Musik, auch ihre Klischees, und nötigte sie bis an die äußerste Grenze ihrer Möglichkeiten . . . Mahler ist deutsche Musik mal unendlich . . . er war ein Gefolterter, ein Gespaltener, dessen Augen auf die Zukunft gerichtet waren und dessen Herz der Vergangenheit gehörte . . . Mahler wurde die Ehre zuteil, das letzte Wort haben zu können, den letzten Seufzer zu hauchen, die letzte Träne zu vergießen, das letzte Lebewohl sagen zu dürfen . . .“

Es war dem Allround-Künstler Leonard Bernstein gegeben, auf verschiedene und unzählige Menschen beglückende Weise eine beispiellos weit reichende Breitenwirkung zu erreichen. Seine Teilhabe an der Musical-Sphäre mindert seine Größe nicht. Was er mit seinem berühmten Werk erreichte, bekräftigt vielmehr diese Größe: Das Musical mit dem unübersetzbar amerikanisch-newyorkischen Titel ist von allen bisher geschriebenen Musicals bei weitem das kompositorisch kunstvollste. Die „West Side Story“ macht ihn so unsterblich wie „Carmen“ Georges Bizet verewigt. Es wäre jedoch ungerecht, den Komponisten Leonard Bernstein auf seinen größten Erfolg zu reduzieren. Einige Zeit vor der “West Side Story“ schrieb er eines seiner schönsten und persönlichsten Werke - die „Serenade für Solo-Violine, Streichorchester, Harfe und Schlagzeug“ nach Platons Symposium. Er widmete sie “Dem liebevollen Gedenken an Sergej und Natalie Koussevitzky“.

Am Tage nach der Vollendung der Partitur, am 8. August 1954, notierte er dies als Vorwort: „Für diese Serenade gibt es kein literarisches Programm, trotz der Tatsache, daß sie nach dem Wiederlesen von Platons „Symposium“ entstand. Die Musik besteht, wie die Dialoge, aus einer Reihe von miteinander zusammenhängenden Thesen, die die Liebe preisen, und sie folgt in der Form der Reihenfolge der Redner bei Platon.

Erster Satz: Phaidros / Pausanias (Lento - Allegro)

Zweiter Satz: Aristophanes (Allegretto)

Dritter Satz: Eryximachos (Presto)

Vierter Satz: Agathon (Adagio)

Fünfter Satz: Alkibiades / Sokrates (Molto tenuto - Allegro Malta vivace)

Über Agathons Rede heißt es in Bernsteins Vorwort zu seiner Serenade:

“Vielleicht ist es die bewegendste von allen, Agathons Lobpreis umfaßt alle Aspekte der Liebe, ihrer Macht, ihres Charmes und ihrer Wirkung. Dieses Adagio ist ein einfaches dreiteiliges Lied.“

Leonard Bernsteins Musik klingt, wie mir scheint, nicht nur an das Murmeln des Baches im „Lied von der Erde“ an, sondern auch an die Stimmung des „Adagiettos“ aus Mahlers Fünfter Symphonie. Vielleicht ist der Keim zu dieser Serenade in den Violin-Soli der zweiten Nachtmusik, dem „Andante amoroso“, aus Mahlers Siebenter Symphonie zu finden.

Lassen Sie mich ein paar Sätze aus Platons “Gastmahl“, und zwar aus Agathons Rede, in der Übersetzung Friedrich Schleiermachers, zitieren:

“Da kommt mir eben in den Sinn, in gebundener Rede etwas zu sagen, daß nämlich Eros es ist, der bewirkt: Unter den Menschen Fried‘ und spiegelnde Glätte dem Meere, Schweigen der Stürm‘ und erfreuliches Lager und Schlaf für die Sorgen. Eros aber befreit uns von der Entfremdung und spendet uns Vertrautheit in Fülle . . . Mildheit verleihend, Wildheit zerstreuend, der Begründer des Wohlwollens und Verhindrer des Übelwollens, huldvoll den Guten, geachtet von Weisen, geliebt von Göttern, ersehnt von den ihn Begehrenden, erwünscht von den ihn Besitzenden, der Vater der Fülle, der Feinheit, der Anmut, des Sehnens, sorgend um Gute, sorglos um Schlechte, in Plagen und Zagen, in Sehnen und Sinnen der beste Lenker und Leiter, Berater und Retter, aller Götter und Menschen Zier, als Führer der Schönste und Beste, dem jedermann folgen muß, lobsingend und in den Gesang einstimmend, den der Gott anstimmt, aller Götter und Menschen Sinn bezaubernd. Wo aber ein blumiger und duftiger Ort ist, da sitzt er nieder und bleibt.“

 

Die Ansprachen wurden gehalten auf der Mitgliederversammlung am 16. November 1990 im Saal E der Musikhalle Hamburg.

Aktivitäten 1989

Aktivitäten 1989

Im Jahre 1989 trat unsere Vereinigung zum ersten Mal mit ihrer Zielsetzung an die Öffentlichkeit. Die im Januar abgeschlossene Drucklegung der Zielsetzung, der Aufnahmeanträge und der Satzung ermöglichte uns nun die Werbung in größerem Stil. Und der Gedanke, die Zielsetzung vor allem an die Besucher von Mahler-Konzerten in der Musikhalle zu verteilen, erwies sich als richtig: Bereits bei der ersten Verteilung im Februar vor Beginn eines Konzerts kamen Interessenten an unseren Informationstisch und traten an Ort und Stelle bei. Es war das Konzert am 12. und 13. Februar 1989 mit dem Sinfonieorchester des Norddeutschen Rundfunks. Hiroshi Wakasugi dirigierte Mahlers Vierte Symphonie (mit Edith Mathis als Solistin), und es war hilfreich für uns, daß der NDR im Programmheft betonte: ‘Dieses Konzert findet statt in Verbindung mit der Gustav Mahler Vereinigung Hamburg‘. Daß Georg Borchardt das Vergnügen hatte, in der Pause bei der Rundfunkübertragung des Konzerts am 13. Februar zum Thema “Gustav Mahler und das Wort“ zu sprechen, schuf erwünschte Querverbindung bei der Erwähnung unserer Vereinigung. Es war eine Freude, daß das NDR-Sinfonieorchester unser korporatives Mitglied wurde und die Bereitschaft zur Kooperation mit uns zu erkennen gab.

In der Hamburger Tagespresse wurde unsere Vereinigung nun auch durch ein Interview mit Prof. Dr. Floros bekannt. Im Dritten Programm des NDR sprachen er und Georg Borchardt mit Dr. Bernhard Hansen über Mahler und die Ziele unserer Vereinigung. In einer Sendung der NDR HAMBURG-WELLE kamen Prof. Dr. Floros, Dr. Warburg und Georg Borchardt zu Wort. Und im Januar war der russische Komponist Alfred Schnittke, der sich sehr viel auf Mahler beruft, bei uns mit seiner Frau zu Gast.

Unsere erste Veranstaltung war eine Musik- und Vortragssoirée im Überseeclub am 30. April 1989. Sie entsprach unserem Vorhaben, für Gustav Mahler künstlerisch und wissenschaftlich zu wirken. Frau Judith Beckmann sang, begleitet von Irving Beckmann, Lieder von Mahler und Richard Strauß. Prof. Dr. Floros sprach zum Thema “Gustav Mahler heute“. Der Abend fand eine positive Resonanz im HAMBURGER ABENDBLATT und galt als der “Einstand“ der Gustav Mahler Vereinigung. Die Mitgliederzahl war zu unserer Freude in kurzer Zeit rascher gestiegen, als wir es zunächst gehofft hatten: Auf weit über 100.

Schon im Herbst 1988 war der Plan einer Aufführung der Zweiten Symphonie von Gustav Mahler in der St. Michaeliskirche mit dem NDR-Sinfonieorchester entstanden. Diese teilweise im Michel inspirierte und daher hamburgisch zu nennende “Auferstehungs-Symphonie“ sollte am 21. oder 28. April 1989 stattfinden. Daraus wurde jedoch nichts. Wir mußten die Erfahrung machen, daß es im Hamburger Musikleben nicht möglich ist, für ein Konzert außerhalb von Abonnementsreihen genügend zahlendes Publikum zu mobilisieren, es sei denn mit großen Stars. Dafür aber fehlt es unserer Vereinigung an Mitteln.

Wir ließen uns nicht entmutigen und veranstalteten einen Lied- und Vortragsabend mit der jungen Altistin Ruth Maria Nicolay, dem Pianisten Gernot Kahl und Prof. Dr. Floros, der über “Gustav Mahler heute“ referierte. Die Moderation des Abends hatte Georg Borchardt übernommen. Die Veranstaltung fand statt in Zusammenarbeit mit der Musikhochschule. Damit begann eine sehr erfreuliche Kooperation mit Prof. Hermann Rauhe, dem Präsidenten der Musikhochschule. Unterstützung auf dieser und anderen Veranstaltungen erhielten wir von der Franz Wirth Gedächtnis Stiftung und der Oscar und Vera Ritter Stiftung.

Sehr wichtig wurde für die Arbeit unserer Vereinigung das Gustav Mahler Fest Hamburg mit großem internationalem Kongresses im September 1989. Wir waren auf Einladung des Intendanten der Staatsoper und der Philharmonie, Dr. Peter Ruzicka, daran beteiligt. Unsere Vereinigung steuerte eine Gustav-Mahler-Ausstellung in der Musikhalle, eine kleine Festschrift und ein Gustav-Mahler-Poster bei. Besonders erfreulich war, daß die Internationale Gustav Mahler Gesellschaft Wien uns beitrat, so auch die Freunde des NDR-Sinfonieorchesters, die Scharwenka-Gesellschaft Lübeck, das Musikwissenschaft1iche Institut der Universität Hamburg sowie die Deutsch-Jüdische Gesellschaft, die Erich Wolfgang Korngold Gesellschaft und der Francois-Presley-Verlag.

Nach dem Fest schrieb der zweite Bürgermeister Prof. Dr. Ingo von Münch folgenden Brief an unseren Geschäftführer Georg Borchardt:

“Den großen Erfolg des Gustav Mahler Festes möchte ich zum Anlaß nehmen, der Gustav Mahler  Vereinigung für die wertvollen Beiträge zu danken, mit denen die Vereinigung diesem  internationalen Orchesterfestival eine musikwissenschaftliche und eine zeitgeschichtliche  Dimension hinzugefügt hat. Gerade diese geistigen Dimensionen setzen uns ein Stück vom häufig  sehr äußerlichen Festivalgetriebe ab.

Für Ihre junge Vereinigung war das Musikfest eine gute Gelegenheit, sich der Öffentlichkeit zu  präsentieren. Vor dem Eröffnungskonzert hatte ich Gelegenheit, die informative Bilddokumentation  im Foyer der Musikhalle anzuschauen. Leider ließ es meine enge zeitliche Disposition nicht zu, eine  Veranstaltung des musikwissenschaftlichen Kongresses zu besuchen. Ich habe jedoch das gute  Presseecho zur Kenntnis genommen und freue mich mit Ihnen über die rege Beteiligung am  Kongreß und dessen erfolgreichen Verlauf. Bitte übermitteln Sie auch Herrn Prof. Floros, dem  Hamburger spiritus rector des Kongresses, meine persönlichen Grüße und meinen Dank.

Hamburg hat mit dem Orchesterfestival und dem Mahler-Kongreß an kulturellem Profil gewonnen.  Der erfolgreiche Verlauf des Gustav Mahler Festes und das breite positive öffentliche Echo auf das  Kulturereignis werden uns helfen, in dieser Richtung weiter voranzukommen. Der Gustav Mahler  Vereinigung wünsche ich nach diesem guten Start eine erfolgreiche Weiterarbeit.“

Der Vorstand setzt sich zusammen aus Georg Borchardt (Geschäftsführer), Dr. Elisabeth Diederichs, Gisela Dietrich, Prof. Dr. Dr. h. c. mult. Constantin Floros (Präsident), Dorrit Kuhn, Helga Meier-Windhorst, Lisa Sutor, Werner Sutor, Dr. Justus R. G. Warburg (Vizepräsident).